Unter den deutschen Autoren hat sich besonders Kai Meyer den Facetten der Urban Fantasy verschrieben: Ob auf Sizilien Arkadien erwacht oder in Venedig Die fließende Königin Merles Hilfe braucht – die Ideen scheinen Meyer nicht auszugehen.
Zurzeit beliebt: Alea Aquarius von Tanya Stewner, bislang ein Dreiteiler, in dem ein Mädchen entdeckt, dass sie von einem Nixen-Volk abstammt und auf der Suche nach Identität und Bestimmung ist. Auch hier, wie bei vielen klassischen Heldenreisen, spielt es eine große Rolle, dass Alea ein Waisenkind ist. Ein unsterbliches Thema!
Phantastische Welten und wie man dorthin gelangt
Portal-Fantasy – ein weiterer Begriff, der in der Erwachsenenfantasy eher gemieden wird – bezeichnet eine Geschichte, in der ein Weltentor existiert, durch das Protagonisten von unserer Welt in eine andere gelangen. Portal-Fantasy haftet im Kinder- und Jugendbuch zu recht keinerlei Ruch an: Alice wechselt die Welten ebenso wie die Kinder aus den Narnia-Reihen. Tore in andere Welten können für Kinder in jeder Hecke, jeder Kellertür und jedem Computerspiel lauern.
Kim aus Märchenmond war der Protagonist des ersten Jugendbuchs von Wolfgang und Heike Hohlbein. Viele schwarze Wälzer im Ueberreuter-Verlag folgten, in denen Kinder die Welten wechselten. Ich habe viele davon begeistert gelesen, und Der Greif, Spiegelzeit und Dreizehn waren meine Lieblinge.
Eva Ibbotson schrieb bereits 3 Jahre vor Harry Potter darüber, dass Bahnsteig 13 am Bahnhof King’s Cross in eine andere Welt führt. Ralf Isau hingegen öffnet in Berlin einen Zugang zum Museum der gestohlenen Erinnerungen und legt damit eine Art Fantasy-Politthriller vor.
Bei Portalen in andere Welten sollte auch Cornelia Funke noch einmal genannt werden. Sie hat es mit den Romanen der Tintenwelt, in der nicht nur Menschen die Welt eines Buchs betreten, sondern auch Gestalten aus dem Buch in unsere Welt gelangen, nach Hollywood geschafft.
In Phantásien
Natürlich gibt es auch Kinder- und Jugendbücher, in denen nicht das Surreale in unsere Welt einbricht und auch nicht ein Kind von unserer Seite in die Welt hinter dem Schleier tritt, sondern die von der ersten bis zur letzten Seite in einer phantastischen Welt spielen. Auch da bildet häufig ein mystisches Pseudo-Mittelalter die Bühne, so zum Beispiel für Taran, der zunächst ein magisches Schwein hüten muss, dann aber von Prinzessin Eilonwy in Ereignisse großer Tragweite (aus dem walisischen Mythenzyklus Mabinogion) verstrickt wird. Eines meiner absoluten Lieblingsbücher als Teenager: Alanna von Tamora Pierce. Alanna und ihr Zwillingsbruder Alan sollen mit elf Jahren ausgebildet werden: Alan erwartet eine Knappenlaufbahn am Königshof von Trebond, Alanna soll zu einem Konvent gesandt werden. Doch der Konvent bildet auch Magier aus, und es trifft sich nun einmal so, dass Alan gern Magier werden würde – und Alanna sich gern als Knappin und später Ritterin versuchen würde. In einem Land, in dem das Frauen strikt verboten ist, muss sie sich als Junge verkleiden und sich nicht nur gegen Monstren, Götter und Geister zur Wehr setzen, sondern auch gegen Vorurteile und Bevormundung.
Diese Bücher sind natürlich nur ein kleiner Teil dessen, was es im Kinder- und Jugendbuch an fremden Welten zu entdecken gibt! Viele Wege führen nach Phantásien.