Judith Vogt, 19.06.2017
Oha. Das ist fast schon Clickbait, oder? „Sieh dir diese 10 Fantasytitel für Frauen an und rege dich in den Kommentaren über Gender-Klischees auf! Kommentar 7 ist heftig!“
Vielleicht sollte dieser Artikel eher heißen:
Fantasy für Frauen – gibt’s das? Brauchen wir das? Haben Männer und Frauen unterschiedliche Literaturvorlieben?
Ist das alles kulturell geprägt? Anerzogen? Fragen über Fragen – und bin ich die Richtige, um eine Antwort darauf zu geben? Mal sehen …
Ich bin ja Autorin, und als solche habe ich Freunde, die auch Autoren sind. Und einer von ihnen meinte vor kurzem: „Meine Bücher sind Männerbücher. Das heißt nicht, dass sie für Männer sind. Sie sind für Männer und Frauen, die gerne Bücher lesen, von denen man allgemein sagen würde, dass es Männerbücher sind.“ (Die Rede war übrigens von Horus W. Odenthals Ninragon.)
Den Unterschied (vermeintliches) Männerbuch – (vermeintliches) Frauenbuch sehe ich nirgendwo so deutlich wie im historischen Roman. Bernard Cornwells Reihen um Uhtred und Sharpe? Militärisch, blutig, realistisch: Männerbuch. Iny Lorentz’ Die Wanderhure? Frauenschicksal, Liebe, romantisches Mittelalter: Frauenbuch. Dabei sagt man Männerbüchern dann Authentizität nach und Frauenbüchern, na ja, das ist halt was fürs Herz, so was liest die Gattin gern.
Ich hab damit so meine Probleme – und muss dennoch als gelernte Buchhändlerin zugeben, dass es den Unterschied im Kaufverhalten und Leseverhalten gibt. Vielleicht anerzogen, vielleicht kulturell geprägt. Ich glaube, es gibt manchmal so Hirn-aus-Vergnügen. Guilty pleasures. Meine Mutter zum Beispiel fährt sich regelmäßig hohe Literatur wie Walser und Co. rein und dazwischen frühstückt sie Iny Lorentz und Eifelkrimis. Mein Vater guckt stattdessen Tour de France. Was ich damit sagen will: Hirn-aus-guilty-pleasure-Tätigkeiten unterscheiden sich vielleicht zwischen den Geschlechtern (auch hier wieder: genetisch oder kulturell?), und somit lesen Frauen vielleicht einfach mehr Liebesherzschmerz für Zwischendurch. So statistisch gesehen.