Alessandra Reß, 23.10.2018
Hier die Elfen, dort die Roboter: Fantasy und Science Fiction erscheinen oft als klar voneinander abtrennbar. Das Subgenre der Science Fantasy vereint diese scheinbar so unversöhnlichen Schwestern. Ein Überblick.
Fantasy gilt normalerweise nicht unbedingt als naturwissenschaftlich korrekt. Da grenzt schon mal ein Winterland an die Wüste, Reiter zu Pferd schaffen 500 Meilen in drei Tagen und Gebirge ploppen auf Landkarten auf, wo immer es für die Story nötig ist. Im Zweifelsfalle war’s halt Magie.
Fantasy und die Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft
Natürlich tut diese Einschätzung vielen Werken unrecht. Manch ein Autor ist Geologe, Linguist, Physiker und Soziologe in einem, wenn er sich an die Erschaffung seiner Welt macht, und wenn jemand heute daherkommt und seine Elfen als unsterblich definiert, muss er sich wenigstens die Frage gefallen lassen, warum dann nicht eine völlige Überbevölkerung herrscht.
Vor allem in den USA gehörte aber lange mit der Science oder Rational Fantasy eine Spielart zum festen Subgenre-Inventar, die sich in ihren Handlungen und Settings gezielt mit (vorrangig natur-)wissenschaftlichen Fragen auseinandergesetzt oder phantastischen Elementen eine pseudowissenschaftliche Erklärung gegeben hat. Völlig neu war das nicht: Auch viele Phantastik-Werke des 19. Jahrhunderts wie „Verney, der letzte Mensch“ oder „Die Zeitmaschine“ lebten von der Auseinandersetzung mit dem wissenschaftlichen Zeitgeist.
Am Anfang war das Unbekannte
Ihren Anfang als eigenes Genre teilt sich die Science Fantasy mit der Pulp bzw. Low Fantasy – womit auch klar werden sollte, dass sich der tatsächliche wissenschaftliche Anspruch in vielen Fällen in Grenzen hielt. Sowohl Science als auch Low Fantasy wurden in den 1920er und 1930er Jahren von Autoren entwickelt, die vornehmlich für Magazine wie „Weird Tales“ und „Unknown“ tätig waren. Grundsätzlich bedienten beide Magazine beide Genres (ohne die Unterscheidung überhaupt vorzunehmen), doch während „Weird Tales“ für Low-Fantasy-Reihen wie „Conan“ und „Kull“ bekannt wurde, fokussierte sich „Unknown“ auf die Science Fantasy. Grund dafür war vor allem, dass das Magazin einen Ableger von „Astounding Science Fiction“ darstellte und ebenfalls unter Herausgeberschaft von John W. Campbell stand. Der Science-Fiction-Autor setzte an die Fantasy ähnliche „wissenschaftliche“ Maßstäbe wie an „sein Genre“ und verpflichtete SF-Kollegen für „Unknown“. Zu den bekanntesten gehörte dabei Robert A. Heinlein, der Science-Fantasy-Werke wie „Die Söhne des Vogels“ oder „Magie GmbH“ schrieb. Populäre „Unknown“-Veröffentlichungen waren außerdem die „Incomplete Enchanter“-Geschichten aus der Feder von Fletcher Pratt und Lyon Sprague de Camp, oder L. Ron Hubbards „Typewriter in the Sky“. Auch außerhalb dieser beiden Magazine feierten beispielsweise Abraham Merritt („Schiff der Ischtar“) oder Leigh Brackett („Das Juwel von Bas“) Genre-Erfolge.