Alessandra Reß, 29.10.2019
Hier wird die Science in der Fiction ganz groß geschrieben: Die Hard Science Fiction betont naturwissenschaftliche Grundsätze, wenn es um Geschichten in Zukunft oder All geht. Erfahre mehr über das phantastische Subgenre Hard SF.
Wo harte Science Fiction ist, da muss auch weiche sein: Lange verstand sich die Science Fiction in einer primär naturwissenschaftlich-positivistischen Tradition. Das heißt, für alles, was im All oder in der erdweltlichen Zukunft geschah, musste eine pseudowissenschaftliche Erklärung gefunden werden, und auch soziale Entwicklungen wurden unter diesen Gesichtspunkten betrachtet. Als Klassiker typischer Hard SF gilt daher bis heute etwa Hal Clements „Schwerkraft“, erstmals erschienen 1933.
Ab den 1950er Jahren wurden aber zunehmend Geschichten veröffentlicht, die einen eher geistes- oder wirtschaftswissenschaftlichen Blick auf Themen der SF warfen. Um die so entstandenen Subgenres voneinander abzugrenzen, wurden die Begriffe Hard und Soft Science Fiction eingeführt – in Anlehnung an die im englischsprachigen Raum gebräuchliche Unterscheidung in hard sciences (= Naturwissenschaften) und soft sciences (= Geistes- oder Kulturwissenschaften). Erstmals benannte so P. Schuyler Miller, Autor u. a. von „Die neuen Herrscher“, die beiden Subgenres. Doch erst in den 1970er Jahren konnte sich diese Abgrenzung durchsetzen – damals auch als Reaktion auf die progressive britische „New Wave“ unter Leitung von Michael Moorcock und J. G. Ballard.
Viele Autor*innen der Hard Science Fiction kommen dabei selbst aus der Wissenschaft. Alastair Reynolds etwa arbeitete bis 2004 als Astrophysiker für die ESA, Issac Asimov besaß einen Doktor der Biochemie. Gerade in jüngeren Romanen der Science Fiction sind „hard“ und „soft“ allerdings nur noch bedingt voneinander zu trennen, und technologische Neuerungen werden ebenso naturwissenschaftlich wie auch von einem sozialwissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet.
Zwei Formen der Hard Science Fiction
In der Hard Science Fiction lassen sich traditionell zwei Formen unterscheiden: Die eine wirft den Blick auf technologische Neuerungen einer nicht allzu weit entfernten Zukunft; diese Geschichten spielen oft auf der Erde oder zumindest innerhalb unseres Sonnensystems. Ein typischer Vertreter dessen ist etwa Arthur C. Clarke („Fahrstuhl zu den Sternen“, „Im Mondstaub versunken“).
Die zweite Form dagegen betrachtet das Leben auf neuen Welten und in fernen Sternensystemen und versucht dabei doch, stets wissenschaftliche Erklärungen für die Funktionsweise dieser Welten zu finden. Beispiele hierfür sind Larry Nivens „Ringwelt“ oder Greg Bears „Äon“.