Science Fiction

Im Kino mit Ursula K. Le Guin: Was Kim Stanley Robinson geprägt hat

Im Kino mit Ursula K. Le Guin

Fritz Heidorn, 06.04.2022

Kim Stanley Robinson ist einer der radikalsten Erzähler des Klimawandels unserer Zeit, wie auch Autor Fritz Heidorn in seinem neuesten Buch feststellt. Darin beschreibt er unter anderem, wie Robinson zur Science Fiction gekommen ist und wer ihn besonders geprägt hat.

Kim Stanley Robinson wurde am 23. März 1952 in Waukegan, Illinois, geboren und zog mit seinen Eltern zwei Jahre später nach Orange County, Kalifornien. Zur Science-Fiction kam der junge Student Robinson 1971 und im Laufe seines Studiums der Literaturwissenschaft an der University of California San Diego wuchs sein Interesse an dieser Literaturgattung. 1974 schloss er das Studium erfolgreich mit einem Bachelor of Arts ab. In dieser Zeit entstand auch die Idee für eine Romantrilogie, die sich mit unterschiedlichen Zukunftsentwicklungen von Süd-Kalifornien beschäftigen sollte. Zwischen 1986 und 1990 entstanden: Das Wilde Ufer, Goldküste, Pazifische Grenze. 

Robinson verließ Kalifornien für kurze Zeit, um seinen M. A. in Englischer Literatur an der Boston University im Jahre 1975 zu machen, und kehrte dann an die UCSD zurück, um mit einer Dissertation über die Romane von Philip K. Dick seinen Doktortitel in Literaturwissenschaften, den Ph. D., zu erwerben. Der Betreuer seiner Arbeit unter anderen war Frederic Jameson, der ihn zu der Arbeit über Philip K. Dick ermutigte, weil er diesen für den größten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart hielt. »Der Doktortitel war ein Job, er hat mich bezahlt … Ein Doktortitel in englischer und amerikanischer Literatur mit ein bisschen Französisch drin, also kenne ich diese Literatur. Es war Fredric Jameson (für Französisch) als mein Betreuer, der sagte: ›Ja, schreib über Philip K. Dick, er ist der größte amerikanische Schriftsteller.‹« Robinson bekam seinen Doktortitel im Jahre 1982 und veröffentlichte seine Arbeit in veränderter Form auch in Deutschland, erschienen 2005 als Die Romane des Philip K. Dick im Shayol Verlag, Berlin.

Erste Veröffentlicheungen und Ursula K. Le Guin

Die erste Publikation von Kim Stanley Robinson kam durch eine Förderung durch die Organisatoren des CLARION-Schreibwettbewerbs zustande, von dessen Verkauf Robinson zunächst einmal gar nichts wusste. Zwar hatte er sich 1974 für den von Damon Knight und Kate Wilhelm ins Leben gerufenen CLARION beworben, einer der beliebtesten seiner Art – immerhin galt Damon Knights Creating Short Fiction, das 1981 erschien, als beste Anleitung für das Schreiben von Science-Fiction-Romanen –, wurde auch angenommen, doch er konnte letztlich nicht teilnehmen. Robinson arbeitet noch heute mit dem Clarions Writers’ Workshop und dem Arthur C. Clarke Center for Human Imagination an der Universität von San Diego sowie dem Sierra Nevada Research Institute zusammen.

Eine weitere Förderin von Robinson war Ursula K. Le Guin, die er an der Universität von San Diego in einem Schreibkurs kennenlernte. Sie ermutigte ihn zum Schreiben und forderte ihn heraus. Gemeinsam hielten sie später eine Reihe von Veranstaltungen und Lesungen in den USA. In der Videoreihe »Learning From Le Guin«, die von der Long Now Foundation initiiert wurde und auf YouTube abrufbar ist, sagt Robinson über sie: 

Sie ging immer direkt zum Kern der Widersprüche: Wenn jeder frei ist zu tun, was er will, wer bringt dann den Müll raus? Was passiert, wenn es eine Dürre gibt? Gibt es eine Polizei? Und wenn nicht, wie kontrolliert man einen gewalttätigen Menschen? In Freie Geister ging sie im Grunde auf jedes einzelne der Probleme ein, die eine Utopie in Bezug auf Widersprüche haben würde, und dramatisierte das. Ich habe viel von ihr gelernt.

Heidorn und Robinson
©privat

 

 

Dr. Fritz Heidorn

Dr. Fritz Heidorn (*1952), hat sich beruflich vor allem der Umweltbildung und der nachhaltigen Entwicklung gewidmet. Seit 2007 schreibt Fritz Heidorn Essays, Literaturkritiken und Bücher zu Zukunftsthemen. Zuletzt erschienen seine Essaybände Kurz vor ewig. Kosmologie und Science-Fiction (2016), Demnächst oder Nie – Reisen zu fremden Welten (2018) und Arthur C. Clarke – Jenseits des Möglichen (2019) im Verlag Dieter von Reeken. Zudem veröffentlichte er in DAS SCIENCE FICTION JAHR, in dem Magazin QUARBER MERKUR sowie auf den Webseiten zukunftskulturen.dewww.klimafakten.deund auf dem Blog des Klimahauses Bremerhaven: blogachtgradost.de. Zuletzt erschien sein Buch Kim Stanley Robinson. Erzähler des Klimawandels, in dem er über den amerikanischen Autor, der derzeit als einer der radikalsten Erzähler des Klimawandels gilt, über dessen Werk sowie über die aktuelle Situation und den Umgang Deutschlands mit dem Klimawandel. Daraus entwickelten seine Frau Sylvia M. und er die Idee, mithilfe eines Literaturwettbewerbs Menschen zum Schreiben über das Klima und mögliche Zukünfte zu motivieren.