Der ehemalige Sozialpädagoge und Absolvent der Nord- und Lateinamerikastudien an der FU Berlin, der seit seiner Kindheit zwischen hohen Bücherstapeln vergraben den Kopf in fremde Welten steckt, verfasst seit über zehn Jahren Rezensionen für Fantasyguide.de, ist ebenso lange im Science-Fiction- und Fantasy-Fandom unterwegs (Nickname: Pogopuschel) und arbeitet seit einigen Jahren als Übersetzer phantastischer Literatur. http://lesenswelt.de/
Markus Mäurer, 29.06.2019
In dieser dreiteiligen Artikelreihe präsentiert euch unser Redakteur Markus Mäurer umfassend den Anime mit seiner Geschichte, den wichtigsten Genres und den kontroversesten Themen. Nach dem historischen Überblick (Teil 1) und der Genreübersicht (Teil 2) werden nun einige herausragende Regisseure vorgestellt, deren Filme schon ein Genre für sich bilden, und es geht um kontroverse Themen wie Gewalt und Sexualität in Animes.
Herausragende Regisseure
Studio Ghibli
Kein Animestudio ist so bekannt wie Ghibli. Die Filme von Hayao Miyazaki bilden schon fast ihr eigenes Genre, und auch jeder neue Film, bei dem er nicht Regie führt, wird vor allem als neuer Ghibli-Film angekündigt (ein vergleichbares Branding kennt man sonst von Studios wie Pixar oder Marvel). Das Markenzeichen des Studios sind Geschichten, die ans Herz gehen, ohne dabei kitschig zu sein. Oft spielen starke und vielschichtige Mädchen und Frauen die Hauptrolle und es herrscht eine magische Atmosphäre.
Hayao Miyazaki
Wenn es einen Namen gibt, der stellvertretend für den Anime und seine Qualitäten steht, ist es Hayao Miyazaki, der Großmeister des Animes. Seine Karriere begann 1963 bei Toei Animation, wo er zusammen mit Isao Takahata an Zeichentrickserien wie Heidi arbeitete. Seine erste Regiearbeit war 1979 The Castle of Cagliostro aus der Lupin the Third-Reihe – noch für TMS Entertainment, bevor er dann mit Nausicaä: Im Tal der Winde seinen ersten eigenständigen Film zusammen mit Takahata realisierte. Der Erfolg des Films, der auf seiner eigenen Manga-Reihe basiert, legte den Grundstein für das Studio, zeigte Miyazakis Vorliebe für Fluggeräte und selbstbewusste Frauen und ermöglichte den beiden, Ghibli zu gründen.
Neun weitere Filme drehte der inzwischen 79-Jährige, darunter bekannte Meisterwerke wie Prinzessin Mononoke oder Chihiros Reise ins Zauberland (Oscar 2002), aber auch kleine Perlen wie Mein Nachbar Totoro, Porco Rosso oder den autobiografischen Anime Wie der Wind sich hebt. Seine großen Themen sind das Fliegen, der Umweltschutz und seine Abneigung gegen den Krieg und alles Militärische. Sein Vater war Flugzeughersteller, und so zieht sich Miyazakis Traum vom Fliegen durch fast alle Filme, ganz gleich, ob es wirklich in die Lüfte geht, wie in Laputa, das Schloss im Himmel, oder nur über die Dächer der (oft mittel- oder südeuropäisch wirkenden) Städte. Aber auch an anderen Filmen des Studios war er als Drehbuchautor beteiligt (z. B. Der Mohnblumenberg oder Stimmen des Herzens). Miyazaki kündigte schon öfter an, in den Ruhestand zu gehen, hielt es aber nie lange aus und arbeitet auch aktuell wieder an einem neuen Film (Kimi-tachi wa Do Ikiru ka).