Science Fiction

Die Zukunft im Ohr – Die 10 besten Science-Fiction-Soundtracks

Die Zukunft im Ohr – Die 10 besten Science-Fiction-Soundtracks

Bernd Perplies, 28.04.2020

Gute Filme brauchen auch eine mitreißende Musikuntermalung. Zehn herausragende Beispiele gelungener Science-Fiction-Soundtracks stellt euch Bernd Perplies vor.

Ich liebe Soundtracks, ich will es gar nicht verhehlen. Es läuft fast nichts anderes in meinem CD-Spieler oder auf meinem PC. Soundtracks – und ich schreibe Soundtracks, obwohl ich weiß, dass das nur der umgangssprachliche Begriff ist (Score oder zu gut Deutsch Filmmusik wäre korrekt) – erwecken direkte Emotionen, ohne dass für ihre Botschaft ein Text nötig wäre. Sie entspannen mich, motivieren mich, reißen mich aus dem Mittagstief und heben meine Laune. Sie regen zum genauen Hinhören an, denn in den meisten Fällen sind sie deutlich komplexer angelegt als der durchschnittliche Popsong im Radio. Vor allem aber helfen sie mir als Autor, beim Verfassen von Romanen in eine gewisse Stimmung zu kommen, denn so wie im Film bieten sie auch am Schreibtisch sofort eine intensive Atmosphäre.

Die folgende Aufzählung ist natürlich nicht vollständig. Kann sie bei Hunderten von Soundtracks auch gar nicht sein. Aber sie repräsentiert (in alphabetischer Reihenfolge) die Werke, die überdurchschnittlich häufig in meinem Player laufen. Und die einfach verdammt gut sind. Man möge mir übrigens nachsehen, dass ich meine Wertungen nicht mit musikalischen Fachtermini untermauere. Ich bin kein Musiker, sondern nur begeisterter Hörer. Das heißt, ich treffe reine Genusswertungen. Aber zumindest solche, die auf mehr als 30 Jahren Sammelleidenschaft basieren.

Aliens

Ich habe eine Weile überlegt, ob ich den Soundtrack zu Ridley Scotts originalem Science-Fiction-Horror-Werk „Alien“ oder aber seinen Nachfolger „Aliens“ präsentieren sollte. Beide sind auf ihre Weise richtig gut, daran besteht kein Zweifel. Doch irgendwie verbinde ich mit James Horners „Aliens“-Score (für den er übrigens seine erste Oscar-Nominierung erhielt) mehr. Er gehörte zu den ersten Soundtrack-CDs, die ich mir vor gut 30 Jahren gekauft habe, und ich habe ihn hoch und runter gehört. Das unheilvolle Klagen der Geigen zu Beginn, die martialischen Trommeln, die den selbstbewussten Auftritt der Marines verkünden, das akustische Abgleiten ins Grauen, wenn die Alien-Bedrohung offenbar wird, und die treibend krachenden Sequenzen, von Bläsern und metallisch klingenden Schlägen getragen, wenn die Action richtig losgeht – all das macht „Aliens“ für mich zu einem Soundtrack, den man ohne Filmkenntnis vermutlich nur bedingt genießen kann, der aber im Kenner die Atmosphäre des Werks umgehend und eindrucksvoll aufleben lässt – ganz ohne Bilder. Wer kann, sollte sich übrigens die (erfreulich günstige) „Deluxe Edition“, zulegen, die nochmal deutlich mehr zu bieten hat als das klassische Album.

Avatar

Es war keine Absicht, aber Dank der alphabetischen Sortierung steht gleich nochmal James Horner im Fokus. (Der Mann hat aber auch eine Menge Genre-Soundtracks komponiert!) Trotzdem fühlt sich der mehr als 20 Jahre später entstandene „Avatar“-Soundtrack völlig anders an. Das Spektrum der Instrumente ist noch reichhaltiger, er arbeitet viel stärker mit Gesangsstimmen und an manchen Stellen ist die Musik auf spannende Weise „lautmalerisch“, sodass man im Geiste regelrecht mit den Ureinwohnern des fremden Planeten Pandora durch exotische Wälder rennt. Der insgesamt sehr epische, ausladende Soundtrack wurde von Horner übrigens gemeinsam mit einer Musikethnologin ersonnen, die ihm half, für die blauhäutigen Na’vi eine eigene Musiksprache zu finden. Ein Soundtrack, dessen Vielschichtigkeit man mit Genuss entdecken kann. Neben der knapp 80-minütigen Standard-CD gibt es übrigens auch eine digitale „Deluxe Edition“, die 20 Minuten mehr Musik bietet.

Battlestar Galactica (TV-Reboot-Serie)

TV-Soundtracks haben es im Vergleich zu Filmsoundtracks auch bei Fans immer etwas schwerer. Zum einen sind sie oft umfangreicher (und dann auf CD nur sehr überblicksartig oder in sündhaft teuren Sammlerboxen zu haben). Zum anderen fühlen sich viele Tracks beliebig an, weil man sich als Fan vielleicht einen zweistündigen Film merken kann, aber keine ganze Serienstaffel, aus deren Episoden sich so ein TV-Musik-Album speist. So kann man zwar einen „Star Trek TNG“-Soundtrack hören, aber abgesehen vom schmissigen Intro dudelt vieles im Hintergrund. Eine echte Ausnahme bildet hier der Soundtrack von Bear McCreary zum Reboot von „Battlestar Galactica“. Was der Mann über vier Staffeln geschaffen hat, ist einfach der Hammer! Arabisch anmutende Klänge wechseln sich mit treibenden Trommeln ab, hymnisches mit einem Klaviersolo, ein trauriges Klagelied mit einer krachenden E-Gitarren-Version von Bob Dylans „All Along the Watchtower“. Das ist nicht ganz leicht zu verdauen für’s ungeübte Ohr, aber transportiert unglaublich viel Stimmung. Persönlich gefällt mir die CD zu „Season 3“ am besten, aber im Grunde sind alle Silberlinge hörenswert.

Blade Runner

Was für ein Klanggemälde! Als ich damals im Kino saß (nicht 1982 natürlich, sondern als Student Ende der 1990er während einer Spätvorstellung in Mainz) und sich nach dem Introtext die Leinwand zum spektakulären Anblick des düsteren Los Angeles des Jahres 2019 erhellte, war es, als würde auch klanglich ein Vorhang aufgezogen – und plötzlich war man mittendrin in der Zukunft, einer Zukunft voller klagender, sehnsuchtsvoller Synthesizerklänge, hallender Hammerschläge, flirrender Glocken und fremdartigen Gesangs. Selten fanden Bild und Ton so kongenial zu einem so stimmigen Gesamtkunstwerk zusammen. In den nächtlichen, verregneten, neonerhellten Straßenschluchten unterwegs zu sein, die Ridley Scott für seinen Film schuf, und dabei die Musik von Vangelis zu hören, das hat schon etwas von einer cineastischen Offenbarung. Die Veröffentlichungsgeschichte des Soundtracks auf CD ist übrigens von vielen Höhen und Tiefen gekennzeichnet (und zahlreichen Bootleg-Kopien). Neugierigen empfehle ich daher unbedingt die 3-CD-Special Edition, die preislich absolut top ist und neben dem klassischen Album von 1994 viel an Bonusmaterial bietet.

Dune

Soundtracks von Rockbands sind alles andere als die Regel, aber sie kommen vor. Man möge sich an die intensive Mitarbeit von Queen an „Highlander“ oder den eigenwilligen Tangerine-Dream-Score zu „Legend“ erinnern. Für die Realisierung des eigentlich als unverfilmbar geltenden Stoffes „Dune“ („Der Wüstenplanet“) durch David Lynch ließen sich die Band Toto sowie Brian Eno verpflichten. Über die Qualität des Films mag man streiten – ich mag seinen unangepassten Erzählstil und die teils bizarre Optik –, die Musik hingegen ist ganz klar ein echtes Hörerlebnis, das vom gesprochenen Prolog und dem von Weite und Geheimnissen kündenden Hauptthema, über wahnsinnige Orgelmusik für Baron Harkonnen und mystische Klänge beim ersten Besuch von Arrakis bis zum epischen Finale eine Geschichte erzählt, wie kaum ein isoliert gehörtes Soundtrack-Album sonst. Zur CD gibt es leider nicht viel zu sagen. Es ist meines Wissens nie mehr als ein relativ kurzes Album erschienen – auf die „Deluxe Edition“ warten Fans ebenso wie auf den „Director’s Cut“ des Films.

Starship Troopers

„Epos, mein Freund. Gib mir Epos!“ So ungefähr dürfte die Arbeitsanweisung von Paul Verhoeven an den Komponisten Basil Poledouris gelautet haben, als der sich an die Komposition zu „Starship Troopers“ macht. Trommeln, Trompeten, all das dramatische Brimborium: Dafür kennen und lieben Fans diesen Soundtrack. Witzigerweise weist er auch eine ganze Menge ruhiger Stellen auf (in der 2-CD-Deluxe-Edition noch mehr). Aber erinnern tun wir uns alle primär an die hyperkinetische Schlachtenmusik des „Klendathu Drop“ (nicht zufällig Track 2 auf dem klassischen Album). Oder an den schrägen Pop-Song „Into It“ von Poledouris’ Tochter Zoe, der einem anfangs echt bizarr erscheinen mag, bis man irgendwann bemerkt, dass man sich an ihm festgehört hat. Leider ist der Soundtrack aktuell nur gebraucht zu kriegen. Und für die großartige „Deluxe Edition“ muss man ärgerlicherweise ein halbes Vermögen hinlegen.

Star Trek VI – The Undiscovered Country

Völlig untypisch für „Star Trek“ beginnt dieser Soundtrack düster-dräuend, mit einer dunklen Streicherpassage, die langsam anschwillt und an Kraft und Instrumenten gewinnt, bis sie eine Wucht erreicht, die ihresgleichen sucht. Auch der Rest des Soundtracks ist deutlich dunkler und geheimnisvoller als klanglich im Rahmen der beliebten Utopie gewohnt. Das passt zu dem Politthriller-Thema von „Star Trek VI“ – und natürlich auch zu den Klingonen, die in dem Film in Gestalt von General Chang eine ganz neue Stufe an kriegerischer Macht und Theatralik erreichten. Komponiert wurde das Ganze von dem unbekannten Cliff Eidelman, der vor allem aus finanziellen Gründen engagiert worden war (James Horner war mittlerweile zu teuer, von Jerry Goldsmith ganz zu schweigen). Für die Produzenten war er ein echter Glücksgriff. Für ihn selbst sollte der Film sein wahrscheinlich größter Erfolg bleiben. Unter den „Star Trek“-Soundtracks ragt dieser hier tatsächlich heraus – und er steht auch fantastisch für sich allein. Zu haben ist er heutzutage leider nur noch gebraucht. (Es sei denn, man will sich richtig was gönnen: Dann importiert man sich von Music Box Records die 2-CD-Edition für 30 Euro.)

Star Wars – The Empire Strikes Back

Keine Liste der besten Soundtracks wäre komplett ohne „Star Wars“. Was John Williams da 1977 auf der großen Leinwand erklingen ließ, war praktisch ein Instant-Klassiker. Großes Orchester, starke Themen, intensive Emotionen: Der Kinofilm von George Lucas wäre ohne Williams’ Komposition um einiges ärmer gewesen. Mit „The Empire Strikes Back“ legte Williams noch eine gehörige Schippe drauf. Der „imperiale Marsch“, das Yoda-Thema, das Liebes-Thema von Han und Leia und die dramatische Jagd durchs Asteroidenfeld sind nur vier Beispiele für Musik, die vom Ohr direkt ins Herz geht. Die RSO-CD von 1980er (mit dem Vader-Helm vor Sternenhintergrund) war eine meiner ersten CDs überhaupt – und ich liebe noch heute jede Minute davon! Solltet ihr von dieser 10-teiligen Liste nur eine einzige CD kaufen wollen, nehmt die! (Und wer gern etwas mehr hätte, sucht sich die 2 CDs umfassende „Special Edition“.)

 

Transformers

Auch bei „Transformers“ war ich mir nicht ganz sicher, welchen Soundtrack der (fünf) Filme ich wählen soll. Bis auf den zum vierten Film, der mir irgendwie nicht in Erinnerung bleiben will, höre ich sie irgendwie alle gern. Musikkenner hätten wahrscheinlich einiges zu bemängeln, mir gefällt das schier Heroische, das dem Autobots-Thema zugrunde liegt, samt Hörnern, Gesang und Trommelschlägen. Und auch sonst lässt der Soundtrack klanglich nichts anbrennen, sondern greift emotional aus den Vollen. Man merkt Steve Jablonsky an, dass er bei Hans Zimmer und seiner Filmmusikschmiede Remote Control Productions gelernt hat. Wer keine Angst vor orchestraler Musik hat, die am Computer aufgeputscht wurde, und nach Musik sucht, die man mal so richtig laut aus den Boxen schallen lassen kann, der ist mit diesem Action-Score richtig beraten. Die CD ist leider heute nur noch gebraucht zu bekommen und kaum bezahlbar – aber als digitalen Download findet man den Soundtrack nach wie vor zum absolut fairen Preis.

Wing Commander

Der letzte Titel ist fast so etwas wie ein Geheimtipp. Die Videospielreihe „Wing Commander“ von Chris Roberts kennt wohl jeder Nerd um die 40, denn sie war während der ersten Hälfte der 1990er Jahre der heiße Scheiß in Sachen digitaler Raumjägergefechte. Der Film zu den Spielen kam 1999 nicht nur zu spät, er war auch storytechnisch eher B-Movie-Ware, und dass mit Freddie Prinze Jr. und Matthew Lillard zwei „Milchbubis“ die Hauptrollen spielten, machte die Sache nicht besser. Positiv heraus sticht dabei der Soundtrack, dessen schmissig vorantreibendes Hauptthema von David Arnold komponiert wurde. Kevin Kiner zeichnete für den Rest verantwortlich. Der Soundtrack erinnert ein wenig an eine Mischung aus „Starship Troopers“ und die „Star Trek“-Kinofilme, mit elegischen Streicherpassagen und epischen Trompeten. Sehr gut für sich hörbar! Leider ruft auch diese CD heute echte Sammlerpreise auf. Zum Glück gibt es digitale Versionen.

Noch ein Tipp zum Schluss

Man kann die meisten der vorgestellten Soundtracks ja tatsächlich auf Amazon erhalten. Wer allerdings echte Perlen sucht, der sollte sich an anderer Stelle umsehen. Tolle Deluxe-Editionen von vielen Science-Fiction-Soundtracks findet man beispielsweise in Deutschland bei soundtrackcorner.de, in Frankreich bei musicbox-records.com oder direkt in den USA bei store.intrada.com. Wundert euch aber nicht über die Sammlerpreise! Die sind in dem Segment leider normal.

Bernd Perplies

Bernd Perplies, geboren 1977 in Wiesbaden, studierte Film- und Literaturwissenschaft in Mainz. Parallel zu einer Anstellung beim Deutschen Filminstitut (DIF) in Frankfurt am Main, wandte er sich nach dem Studium dem professionellen Schreiben zu. Heute ist er als Schriftsteller, Übersetzer und Journalist tätig. Er ist Redakteur der Website Ringbote.de sowie des "Corona Magazine" und gehört zum Übersetzungsteam der "Star Trek"-Romane von Cross Cult. Im August 2008 kam sein Debütroman "Tarean - Sohn des Fluchbringers" auf den Markt, weitere Werke folgten."Drachengasse 13" ist sein erstes Kinderbuch. Bernd Perplies lebt in der Nähe von Stuttgart, zusammen mit etwa 1000 Büchern und einer einzelnen tapferen Grünpflanze. Mehr über ihn erfahrt ihr auf: www.bernd-perplies.de

 

Steckbrief

 

Wenn ich mir einen Namen aussuchen könnte, hieße ich: Zaphod Beeblebrox

Meine Lieblingsband: das London Symphony Orchestra

Mein Lieblingsbuch: “Unterwegs” von Jack Kerouac

Mein Lieblingsfilm: “Manhattan” von Woody Allen

Mein Lieblingsessen: Pizza New York Style

Ich bin ein Experte für: Ikosaeder

Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich: ein Großer Westlicher Drache

Wenn ich eine Zahl wäre, wäre ich: die 1701

Drei Dinge, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde: Sonnencreme, ein gutes Buch und die SY A 

Das Nutzloseste, was ich je gekauft habe: einen Batman-Radiergummi, den ich dann nicht benutzen wollte, um das Logo nicht zu beschädigen (ich war 7 Jahre alt)

Das Verrückteste, was mir je passiert ist: Ich bin mal bei Ebay völlig zufällig über das abgelöste und gepresste Label einer Flasche PERPLIES ALE gestolpert. Gebraut in der PERPLIES BREWING CO. in Jefferson, Wisconsin um die Mitte des 20. Jahrhunderts. Da mein Nachname eher selten ist, habe ich nicht nur das Etikett gekauft, sondern auch gleich Nachforschungen angestellt. Und tatsächlich: Die mittlerweile abgebrannte Brauerei gehörte der Familie, genau genommen einem vor dem 1. Weltkrieg ausgewanderten Bruder des Vaters meines Großvaters. Dessen Nachfahren waren ziemlich überrascht, als ich Kontakt aufnahm.

Wenn ich kein Schriftsteller wäre, wäre ich: Inhaber einer Phantastik-Buchhandlung. Oder Astrophysiker.