Christian Vogt, Jahrgang 1979 und promovierter Physiker, kombinierte seine Vorliebe für Naturwissenschaft und Schriftstellerei in Fantasy- und Science-Fiction-Welten. Gemeinsam mit seiner Partnerin Judith veröffentlichte er zahlreiche Romane, darunter den historischen Fantasykrimi Anarchie Déco und den Histo-Fantasy-Roman Schildmaid: der Lied der Skaldin. Außerdem hat er als Spieldesigner bereits mehrere Pen&Paper-Erzählspiele veröffentlicht.
BUCH
Christian Vogt, 08.04.2022
Es ist ein altes Thema, aber lasst uns trotzdem noch einmal über die Heldenreise reden, auch bekannt als Monomythos. Wer sich mit Science-Fiction oder Fantasy beschäftigt, ist vielleicht schon über das Konzept gestolpert. Was macht es so besonders und welche Probleme bringt es mit sich?
Für alle, die sie noch nicht kennen: Die Heldenreise ist ein uraltes, aber immer noch aktuelles Erzählschema, in dem eine Held*in (Odysseus, Buffy, Jesus, Ripley) in der vertrauten Welt (Tatooine, die Highschool) den Ruf des Abenteuers vernimmt, sich zunächst weigert, dann aber hinabsteigt ins Unbekannte (das All, die Matrix, die Unterwelt) und transformiert mit dem Elixier (den Todessternplänen, dem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dem Gegenmittel gegen die Zombieseuche) in die eigene Welt zurückkehrt und diese verändert. Bekannt wurde die Heldenreise vor allem durch Joseph Campbells „Der Heros in tausend Gestalten“ aus dem Jahr 1949, in „Star Wars – Eine neue Hoffnung“ fand sie ihre wohl bekannteste Umsetzung.
Das Erzählschema kommt in allen möglichen Medien vor: in Büchern, Videospielen, Filmen und Rollenspielen. Der Nutzen liegt auf der Hand: Die Heldenreise ist eine Anleitung zum Erschaffen spannender, bewegender Geschichten. Und das Praktische daran ist, dass ihre Umsetzung meist nicht aktiv erlernt werden muss, sondern intuitiv realisiert wird. Als menschliche Spezies sind wir Natural Born Storytellers. Mehr dazu findet sich im Genderswapped-Podcast oder im Buch „Erzählende Affen“.
Auch wenn spontan und/oder gemeinsam Geschichten erzählt werden, folgen sie dabei oft ganz von selbst der Heldenreise. Dies ist im Hobby-Rollenspiel gut zu beobachten. Pen&Paper-Rollenspiele beinhalten viele Elemente, die offensichtlich aus der Heldenreise stammen: Charaktere bestehen eine Reihe von Herausforderungen, erfahren Unterstützung durch Nebenfiguren, wandeln ihre Umwelt und sich selbst. Mechanismen wie Erfahrungspunkte für die Charakterentwicklung und der Würfelwurf vor einer Herausforderung sind aus Heldenreisengarn gestrickt.