Fantasy

Die 15 besten Fantasyfilme aller Zeiten

Die 15 besten Fantasyfilme aller Zeiten
© Universal Pictures; 20th Century Fox Home Entertainment

Thilo Nemitz 23.08.2018 

Einhörner in Gefahr, wackere Prinzen und das feurige Auge Saurons: Dies ist der Versuch, die besten Fantasyfilme aller Zeiten auf eine digitale Steintafel zu meißeln. Widerspruch ist zwecklos.

“Nein! Niemals!“, habe ich geschrien, als mir angetragen wurde, diese Liste für Tor Online zu schreiben. Ich heulte wie ein geprügelter Hund und meine Fingernägel hinterließen blutige Spuren auf dem Marmorboden, als ich von den Toranern vor den PC gezerrt wurde, um mich auf fünfzehn Fantasyfilme festzulegen. Nur fünfzehn! Aller Zeiten? Ein Ding der Unmöglichkeit! Oder?

Um die Auswahl der Fantasyfilme überhaupt irgendwie einschränken zu können, werde ich mich auf Realfilme fokussieren, was leider einige sehr gute Animes und Zeichentrickfilme außen vor lässt. Es bricht mir das Herz, glaubt mir. Weniger schlecht ist mein Gewissen bei den Superhelden. Denn spätestens seit Beginn des „Marvel Cinematic Universe“ ist dieses Sub-Genre so aus allen Nähten geplatzt, dass es mit Klassikern und DC-Filmen zusammen eine eigene Liste verdient.

Da die Grenzen zu Science Fantasy und Horror ohnehin fließend sind, werden natürlich auch Filme wie Star Wars, bzw. Interview with the Vampire nicht auftauchen. Und wer jetzt schon bitterliche Tränen weint, weil er Pirates of the Caribbean oder Indiana Jones noch nicht in der Liste entdecken konnte – keine Bange! Trotz ihrer fantastischen Aspekte bekommen sie ihren Ehrenplatz in der „Liste der besten Abenteuerfilme aller Zeiten“, die ebenfalls schon auf meinem Schreibtisch liegt.

Also, hier nun die Filme, die größtenteils eher in die Richtung „Klassische Fantasy“ gehen und dieses bestimmte „Fantasy-Bauchgefühl“ auslösen. Sie sind manchmal heldenhaft, oft märchenhaft und immer magisch. Sie sind die Evergreens, die sich für immer in der Popkultur verankert haben.

Platz 15: Die unendliche Geschichte (1984) von Wolfgang Petersen

Wolfgang Petersen hat zwar nur die erste Hälfte von Michael Endes Buch verfilmt, doch das Ergebnis erscheint mir sogar heute noch märchenhaft. Ohne nennenswerte Computereffekte mussten noch alle Fabelwesen gebaut und elektronisch zum Leben erweckt werden. Trotzdem hinterlassen der Felsenbeißer, Glücksdrache Fuchur oder die uralte Riesenschildkröte Morla einen bleibenden Eindruck. Die zeitlose Geschichte über Bastians Queste das Reich der Fantasie zu retten, hat mich als Kind verzaubert, verblüfft und teilweise sogar verängstigt. Die Sphinxen, die Atréju ins Herz blickten und ihn mit einem Strahl sofort hätten töten können, ließen mich sehr tief im Kinosessel versinken.

Platz 14: Big Trouble in Little China (1986) von John Carpenter

Den Antihelden mit den tollen Reflexen in dieser Liste aufzunehmen, dürfte streitbar sein. Für viele ist John Carpenters Ausflug in fernöstliche Mystik mit seinen teilweise albernen Gummimonstern und B-Movie-Effekten schlicht Trash. Doch hier haben wir es trotzdem mit Kult-Trash zu tun, der in der Popkultur nicht zu leugnende Spuren hinterlassen hat. Der untote Zauberer Lo Pan, die drei Stürme und der Sechs-Dämonen-Beutel werden noch lange durch den Äther der Unterhaltung kreisen. Und wer den herrlich trotteligen Jack Burton (Kurt Russell) nicht in sein Herz schließen kann, der wird ohnehin in der „Hölle der Fantasy-Banausen“ langsam zwischen alten B-Movie-Videokassetten zerrieben. Also Vorsicht! 

Platz 13: The Golden Voyage of Sinbad (1973) von Gordon Hessler

Sindbads gefährliche Abenteuer darf hier als bester Eintrag für eine Handvoll Sindbad-Filme stehen, die unsere Fantasie mit wundersamen Bildern aus Tausendundeiner Nacht beflügeln. Doch besonders die Reise von John Phillip Law (Sinbad) und der entzückenden Caroline Munro (Margiana) zum Schicksalsbrunnen sollte jeder Fantasyfilm-Fan in seiner Filmsammlung haben. Was der böse Magier Koura den beiden dabei alles unter Aufbietung seiner kostbaren Lebensenergie an Monstern entgegen wirft, ist ein wahre Freude: Vom kleinen Homunculus, über eine vielarmige Statue, bis hin zu Zentauren und Greifen erleben wir hier Harryhausen at his best. 

Platz 12: Legend (1985) von Ridley Scott

Obwohl der Film seinerzeit floppte, darf er sich dieser Tage jedoch in die noble Riege der Kult-Fantasyfilme einreihen. Offensichtlich von Peter S. Beagles Roman The Last Unicorn inspiriert, entführt uns Legend in eine märchenhafte Welt, die optisch zwischen Traumwelt und Kitsch hin und her tänzelt. Doch genau das macht den Charme dieses vergessenen Juwels aus. Wer der Kombination aus dem Charisma eines blutjungen Tom Cruise und beinahe billigen Schockeffekten nichts abgewinnen kann, der wurde wahrscheinlich nicht in der Nähe der 80er geboren. Der Auftritt und die Darstellung des Teufels in Legend suchen außerdem noch heute in der Filmwelt ihresgleichen.

Platz 11: Clash of the Titans (1981) von Desmond Davis

2010 wagte es Louis Leterrier das Andenken dieses Meilensteins der Stop-Motion-Technik durch ein unsägliches Remake zu beschmutzen. Doch Harryhausens Knetgummimonster waren so viel stimmiger und furchteinflößender als die teilweise sehr durchschnittlichen Computereffekte. Besonders der Kampf gegen die Medusa war im Klassiker ein Gänsehaut-Moment, der in die Geschichte eingegangen ist. Diesen mit Hilfe eines dämlich kichernden Special Effects rekonstruieren zu wollen, der die Plan- und Spiegelschild-losen Soldaten aus den Socken blinzelt, ist beinahe sträflich. Lieber immer wieder ins Jahr 1981 reisen und mit dem Retro-Perseus den Kraken versteinern.

Platz 10: Stardust (2007) von Matthew Vaughn

Ich habe das Gefühl, dass der märchenhafte Fantasyfilm Der Sternwanderer seinerzeit etwas unter dem Radar flog. Zumindest hört man heutzutage kaum noch jemanden über Tristans Suche nach dem gefallenen Stern und seinen Kampf gegen Michelle Pfeiffer als böse Hexe Lamia reden. Dabei wurde der Film von niemand Geringerem produziert als Neil Gaiman (unter anderen) und hat ein randvolles Füllhorn der Fantasy zu bieten. Grün-magisches Hexenwerk, Robert De Niro als Kapitän eines fliegenden Schiffes und jede Menge „Swahbuckling Action“ machen diesen Film zu einem unverzichtbaren Fun Ride. 

Platz 9: Harry Potter (2001-2011) von vers. Regisseuren

Ja, ich gebe es zu. Der Eintrag zu Harry Potter in dieser Liste ist purer Fan-Service. Ich gestehe, weder alle Bücher gelesen, noch alle Filme gesehen zu haben. Doch das Phänomen Harry Potter hat zu hohe Wellen in der Welt der Fantasy geschlagen, als das es sich nicht einen Platz in dieser Liste verdient hätte. Und man muss sich wirklich davor verneigen, wie J. K. Rowling es geschafft hat, alle Mythen und Legenden dieser Welt zusammenzukehren und für eine neue Generation von „Wiz Kids“ neu und fabelhaft aufzubereiten. Zauberhut ab!

Platz 8: The Hobbit (2012, 2013, 2014) von Peter Jackson

Was passiert, wenn man versucht, zu wenig Teig auf einem großen Blech auszuwalzen? Genau, es wird an alle Ecken und Enden sehr dünn. Habe ich bei An Unexpected Journey noch viel Spaß gehabt und beim Lied der Zwerge Gänsehaut bekommen, so flaute die Faszination mit jedem Teil mehr ab. Lange nicht so gut wie der Herr der Ringe, gehört die Hobbit-Trilogie aber natürlich trotzdem in diese Liste. Rückblickend wären ein oder maximal zwei Filme aber mehr als ausreichend gewesen, um die Gutenachtgeschichte „The Hobbit“ zu erzählen. 

Platz 7: Pans Labyrinth (2006) von Guillermo del Toro

Ich habe nichts als Liebe für diesen Dark Fantasy Film, der Guillermo del Toro einmal mehr als Ausnahme-Fantasy-Regisseur auszeichnet. Vor dem Hintergrund militärischer Repression in der Zeit nach dem Spanischen Bürgerkrieg inszeniert del Toro mit Pans Labyrinth eine verstörende und teilweise fast alptraumhafte Mischung aus Drama und Fantasy. Die zehnjährige Ofelia muss unter dem Einfluss ihres Stiefvaters, des grausamen Hauptmanns Vidal, leiden. Um emotional schwierige Phasen zu verarbeiten und zu überwinden, flieht sie sich in eine düstere Fantasy-Welt, in der ihre Probleme im „Horror der Wirklichkeit“ durch die Aufgaben magischer Wesen lösbar werden. Diese dunkle Variante von Alice im Wunderland ist sicher kein Film für Kinder, aber ein Meisterwerk für Erwachsene.

Platz 6: Willow (1988) von Ron Howard

Noch lange bevor wir Bilbo auf seinen Reisen begleiten durften, gab es den Ersatz-Hobbit Willow. Die haarsträubende Reise des Willow Ufgood (Warwick Davis), um die keine Elora vor den Klauen der grausamen Königin Bavmorda zu bewahren, ist – im wahrsten Sinne des Wortes – eine abenteuerliche Schlittenfahrt, die einfach alles hat: Kleine Brownies, einen zweiköpfigen Drachen, Val Kilmer als großmäuligen Schwertkämpfer Madmartigan und einen Zauberstab, dessen ungefährliche Benutzung für den kleinen Willow oft eine Herausforderung ist. Willow ist das, was wir Fantasy-Fans bekamen, als es noch keinen Herr der Ringe gab. Es war eine simplere Zeit. Aber nicht weniger schön.

Platz 5: Shape of Water (2017) von Guillermo del Toro

Del Toro ist ja schon immer für seine düsteren und unkonventionellen Monsterfilme bekannt gewesen. Doch mit der wunderbar verstörenden Liebe zwischen einer stummen Putzfrau und einem Kiemenmann vom Amazonas hat er seiner Monsterliebe und seinem filmischen Schaffen vorläufig die oskarprämierte Krone aufgesetzt. Ein Film, der in wunderschönen Aufnahmen, mit der Musik der 60er Jahre und auf dem Hintergrund des kalten Krieges zeigt, wie Liebe alle Hindernisse und Rassengrenzen überwindet, ist einfach weit mehr als eine Hommage an die Creature from the Black Lagoon. Es ist ein modernes Märchen mit Anspruch, das ich mit Liebe und Kusshand in diese Liste aufnehme.  

Platz 4: Highlander (1986) von Russell Mulcahy

Der Reiz dieses martialischen Fantasyfilms, der Christopher Lambert den Durchbruch brachte, ist vielschichtig. Der Kontrast zwischen den Neonlichtern von New York und den clever inszenierten Rückblenden in ein Blitze-schwangeres Schottland ist die atmosphärisch unvergleichliche Grundlage des Films. Und wenn dann der spanische Pfau (Sean Connery), Connor Macleod (Christopher Lambert) und der Barbar Kurgan (Clancy Brown) versuchen, sich zur Musik von Queen gegenseitig die unsterbliche Rübe von den Schultern zu schlagen, dann ist das 80er-Popkultur pur.

 

Platz 3: Conan the Barbarian (1982) von John Milius

Die Eltern bei einem Überfall verloren, jahrelang das Rad des Schmerzes gedreht und am Ende als Berg von Muskeln dem Hohepriester die Rübe runter gehauen. Viele von uns haben ähnliches erlebt. Doch die Verfilmung von Conans Low-Fantasy-Abenteuern ist besonders durch die legendär grobschlächtige Performance von Arnold Schwarzenegger und den epischen Soundtrack von Basil Poledouris in die Geschichte des Fantasyfilms eingegangen.

Platz 2: The Princess’ Bride (1987) von Rob Reiner

Diese Gute-Laune-Mischung aus Märchen und Mantel-und-Degen-Film gehört in diese Liste wie der Hopfen zum Malz. Die bis zur Albernheit süße Liebesgeschichte zwischen Westley und Buttercup und die witzigen Dialoge machen aus The Princess’ Bride beinahe so etwas wie das Hot Shots (1991) der Fantasyfilme. Wer wirklich noch nie vorher vom Schwertkämpfer Inigo Montoya, den RVAGs (Ratten von außergewöhnlicher Größe) oder der Lebensjahre-saugenden Maschine in der „Grube der Verzweiflung“ gehört hat, sollte diesen Film schnellstens nachholen (Ausführliche Review zur Braut des Prinzen).

Platz 1: The Lord of the Rings (2001, 2002, 2003) von Peter Jackson

“Hotter than Potter” hieß es damals in den Medien, als The Fellowship of the Ring, kurz nach Harry Potter, in die Kinos kam. Für mich war es eher “wetter than Potter”. Denn als Gandalf das erste Mal mit seinem Karren nach Hobbiton rappelte, flossen mir vor Dankbarkeit die Tränen. Und auch The Two Towers und The Return of the King entlockten mir mit Pathos und atemberaubender Epik Gänsehaut und Tränenbäche. Der Herr der Ringe (und seine Extended Cuts) ist für die Welt der Fantasyfilme sowas wie der Stein der Weisen und mit 17 Oscars wohl das Schwergewicht dieser Liste. 

Thilo Nemitz

Thilos irdische Form wurde das erste Mal 1976 in der Matrix erzeugt. Er ist pädagogisch wertvoll mit Masters of the Universe, Star Wars und Ninja-Filmen aufgewachsen. Sein „Erwachsenwerden“ hat er in den Folgejahren weiter rausgezögert mit dem Besitz von beinahe jeder Spielkonsole, dem stundenlangen Tauschen von Magic-Karten und dem genussvollen Verzweifeln über Point & Click-Abenteuern wie Monkey Island. Den Umgang mit Menschen lernte er auf den letzten Drücker durch Dungeons & Dragons. Als großer Liebhaber von englischer Literatur, wie dem Herrn der Ringe oder Mary Shelly’s Frankenstein, hat er Anglistik, mit den Nebenfächern Germanistik und Philosophie, auf Magister studiert und als Beweis seiner Leidensfähigkeit auch abgeschlossen. Heute bezeichnet er sich selbst als Realitätsflüchter, Romantiker, Rollenspieler, Gamer, Fantasy-Nerd, Kneipenphilosoph und hochstufiger Spinner. Sein Geld verdient er im Online Marketing, doch sein Herz gehört der Popkultur. Deshalb schreibt er gerne für das Magazin Geek!, verschiedene andere Webseiten und natürlich seinen Blog nerd-wiki.de.