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Reingehört: Die 10 besten Fantasy- und Science-Fiction-Hörbücher

Reingehört: Die 10 besten Fantasy- und Science-Fiction-Hörbücher
© OmarMedinaFilms, CSTRSK - pixabay

Fabian Neidhardt, 19.11.2018

Nichts schafft besseres Kopfkino als Lesen – außer vielleicht vorgelesen zu bekommen! Unser Autor Fabian Neidhardt hat zehn aktuelle Hörbücher der Science Fiction und Fantasy ausgewählt, die ihr unbedingt gehört haben solltet. Bonus-Titel am Ende!

Science Fiction und Fantasy sind seit Jahrzehnten Teil unserer Erzählkultur und inzwischen so sehr mit unserem Alltag verwachsen, dass wir uns bei einigen Stoffen erst einmal wieder in Erinnerung rufen müssen, dass diese ja eigentlich auch zu Science Fiction und Fantasy gehören. Deshalb nenne ich vor der eigentlichen Liste die beiden offensichtlichen Werke:

Die „Harry Potter“-Serie von Joanne K. Rowling, übersetzt von Klaus Fritz

Über Harry Potter, seine Freunde und seine Abenteuer brauche ich nichts weiter zu sagen, jedem bekannt. Aber wer Sehnsucht nach der Welt hat, kann gleich zweimal mehr als 136 Stunden eintauchen. Rufus Beck hat die bekanntere der beiden Hörbuchversionen gesprochen und ein Einmann-Hörspiel daraus gemacht. Über alle sieben Bände hinweg schafft er es, den Figuren eigene Stimmen und Haltungen zu geben und besonders ein jüngeres Publikum anzusprechen. Felix von Manteuffel spricht die Reihe für ein erwachseneres Publikum, weniger komisch, als auf feine Nuancen achtend. Und er braucht acht Stunden mehr als Beck, man kann also länger in der Welt verweilen.

„Die Tribute von Panem“ von Suzanne Collins, gelesen von Maria Koschny, übersetzt von Sylke Hachmeister und Peter Klöss

Wir kennen die Filme und vielleicht auch die Bücher über Katniss Everdeen und die dystopische Welt, in der sie in den Hungerspielen antreten muss. Die Hörbücher verbinden das Gefühl der Filme mit der Tiefe und Länge der Bücher. Maria Koschny ist die Synchronsprecherin von Jennifer Lawrence und spricht die Hörbücher so, dass vor dem inneren Auge die ganze Zeit Katniss Everdeen zu sehen ist. Alle drei Bände haben eine Gesamtlänge von knapp 29 Stunden, sehr viel länger als die Filme.

Jetzt aber meine zehn Science–Fiction- und Fantasy-Hörbücher, die ihr gehört haben solltet!

1. „Der Anschlag“ von Stephen King, gelesen von David Nathan, übersetzt von Wulf Bergner

Stephen King gilt als Meister des Horrors, aber in seiner jahrzehntelangen Arbeit hat er auch andere Genres abgedeckt. „Die Augen des Drachen“ ist ein großer und düsterer Fantasy-Roman und „Der Anschlag“ astreine Science Fiction. Na gut, vielleicht nicht astrein, aber Zeitreisen, was will man mehr? Jake Epping ist Lehrer und mehr oder weniger zufrieden mit seinem Leben, als ein Freund ihm ein Wurmloch in das Jahr 1959 zeigt und ihm die Aufgabe überträgt, das Attentat auf John F. Kennedy zu verhindern. Dazu gehört es, jahrelang in der Vergangenheit zu leben und herauszufinden, ob Lee Harvey Oswald tatsächlich ein Einzeltäter war. Und natürlich ist da dann noch die Liebe.

Schon seit einiger Zeit ist David Nathan – die deutsche Stimme von Johnny Depp – der Stammsprecher für die Bücher von Stephen King. Hier erzählt er mehr als 30 Stunden nicht nur eine grandiose Science-Fiction-Story, sondern auch eine der schönsten Liebesgeschichten des Jahres 2012

2. Die „Otherland“-Serie von Tad Williams als Hörspiel, unter der Regie von Walter Adler, unter anderem gesprochen von Nina Hoss, Felix von Manteuffel und Ulrich Matthes

Tad Williams veröffentlichte vor mehr als 20 Jahren den ersten von vier Bänden der „Otherland“-Serie, die Geschichte von der virtuellen Welt Otherland, in dem die Mächtigsten der Welt Unsterblichkeit erlangen wollen und eine kleine Gruppe von Hackern das verhindern will. Walter Adler hat die bis heute immer wieder aktuelle Geschichte schon 2004 als Hörspiel umgesetzt. Mit 24 Stunden Laufzeit gilt es bis heute als die größte deutsche Hörspielproduktion und hat nichts von seinem Charme und seiner Spannung verloren.

3. Die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett

In 41 Romanen hat Terry Pratchett zahlreiche absurde und in jeder Hinsicht phantastische Geschichten erzählt, von denen einige auch als Hörbuch veröffentlicht worden sind, besetzt mit unterschiedlichen Sprechern. Herausstechend sind dabei die Werke von Boris Aljinovic, der zum Beispiel den Geldroman „Schöne Scheine“ und das wahrscheinlich phantasievollste Fußballbuch „Der Club der Unsichtbaren Gelehrten“ gesprochen hat.

4. Die Werke von Walter Moers, gelesen von Dirk Bach und Andreas Fröhlich

Ähnlich wie Pratchett erzählt der ehemalige Cartoonzeichner Walter Moers Abenteuer aus Zamonien, der Heimat von Hildegunst von MythenmetzRumo und Käpt’n Blaubär. Moers fabuliert sich durch absurde Geschichten, die das Herz berühren und uns immer wieder neu entführen. Bis kurz vor seinem Tod hat Dirk Bach die Geschichten episch ausgefüllt, wie nur er es konnte. Mittlerweile erzählt Andreas Fröhlich – Bob Andrews von den drei ??? – die Geschichten mit seinem ganz eigenen Charme und ebenso unterhaltsam. Zamonien ist immer einen Besuch wert.

5. „Am Ende aller Zeiten“ von Adrian J. Walker, gelesen von Uve Teschner, übersetzt von Nadine Püschel und Gesine Schröder

Edgar Hill ist ein Normalo mit Haus, Familie und Job – so unzufrieden, wie man damit eben sein kann. Bis Asteroideneinschläge die gesamten britischen Inseln verwüsten und ihn von seiner Familie trennen. Was bedeutet, dass Edgar Hill 500 Meilen durch die Apokalypse muss, zu Fuß. Mehr als nur eine weitere Apokalypsegeschichte, die besonders in der Hörbuchversion ihre Größe zeigt. Uve Teschner erzählt diese Geschichte nicht nur, er wird zum Protagonisten und macht daraus eine Lektion fürs Leben. Das ist viel mehr, als ich Anfangs bei diesem Roman erwartet habe.

6. „Armada“ von Ernest Cline, gelesen von Gerrit Schmidt-Foß, übersetzt von Sara Riffel

Ernest Cline hat mit dem Vorgängerroman „Ready Player One“ die Vorlage für ein spaßiges Kinoabenteuer geliefert. „Armada“ ist sein nächster Roman und die Geschichte von Zack Lightman, einem Träumer und Geek, der erkennt, dass sein Lieblingscomputerspiel nicht nur ein Spiel ist, sondern die Rekrutierungsmaschine der Armee im Kampf gegen echte Aliens. Die Filmrechte sind schon verkauft, und angesichts des Erfolges von „Ready Player One“ ist der Film nur eine Frage der Zeit. Bis dahin gibt es das Hörbuch, gesprochen von der deutschen Stimme von Leonardo DiCaprio, Gerrit Schmidt-Foß. Hier schlüpft er in einen jugendlichen Gamer, und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kaufe ich ihm diese Rolle mehr als ab. Mehr als zehn Stunden pure Weltraumunterhaltung.

7. „Lovecraft Country“ von Matt Ruff, gelesen von Simon Jäger, übersetzt von Anna Leube und Wolf Heinrich Leube

Diese Geschichte spielt in den 1950ern in Amerika, einer Zeit voller Rassismus und vorgeheuchelter Moral. Und diesem Fall voller Magie und schwarzem Humor. Simon Jäger synchronisiert Matt Damon und vertont vornehmlich Thriller, seine Stärke sind aber Komödien wie diese. Großer Spaß und Gänsehautfaktor in einem.

8. „Der Report der Magd“ von Margarete Atwood, gelesen von Vera Teltz und Charles Rettinghaus, übersetzt von Helga Pfetsch

Die Serienverfilmung dieser Dystopie, in der die meisten Frauen unfruchtbar sind und die wenigen noch zeugungsfähigen entmündigt und wie Tiere für die Fortpflanzung eingesetzt werden, gewinnt nicht nur einige Preise, sondern zeigt leider viel zu real, wohin sich die USA entwickeln könnten. Wem die Serie und das Warten auf die nächste Staffel zu lange dauert, greift auf dieses Hörbuch zurück.

9. „Oryx und Crake“ von Margarete Atwood, gelesen von Uve Teschner, übersetzt von Barbara Lüdemann

Gleich noch mal, aber ganz anders Atwood: In einer Welt, in der genetische Manipulation so weit fortgeschritten ist, dass die Menschen ihre Menschlichkeit verlieren und zu neuen Wesen werden, gibt es nur noch einen Homo Sapiens. Jimmy erinnert sich, wie es zu alldem kam, und wird dabei gesprochen von Uve Teschner, der wiederholt in dieser Liste auftaucht. Keine leichte Kost, der Auftakt einer Trilogie und so was von hörenswert.

10. „Wer fürchtet den Tod“ von Nnedi Okorafor, gelesen von Gabriele Blum, übersetzt von Claudia Kern

Nnedi Okorafor ist eine nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin und verbindet in „Wer fürchtet den Tod“ afrikanische Tradition mit Fantasy und Endzeitszenario. Besonders im deutschsprachigen Raum ist Okorafor ungerechtfertigerweise noch kaum bekannt, aber Ende letzten Jahres wurden die Verfilmungsrechte von HBO gekauft. Der Stoff soll unter der Führung von „Game of Thrones“-Schöpfer George R. R. Martin als Serie umgesetzt werden. Dieses Hörbuch ist eine gute Vorbereitung und Einstieg in die Geschichten von Nnedi Okorafor, vier Bücher sind schon auf Deutsch erschienen.

Der aufmerksamen Leserin fällt ebenso wie mir auf, dass die Liste unverhältnismäßig wenig Sprecherinnen enthält. Ich will das nicht so stehen lassen. Deshalb der Bonus:

 

5 phantastische Geschichten, die von Frauen gesprochen werden sollten

1. „Zoo City“ von Lauren Beukes, übersetzt von Judith Reker

Lauren Beukes kommt aus Südafrika und verleiht ihren Krimis und Thrillern immer einen guten Hauch Magie. So auch „Zoo City“, wo jeder, der ein Kapitalverbrechen verübt, eine magische Fähigkeit bekommt. Und ein Tier, das so etwas wie einen Teil der Seele verinnerlicht. Eine böse Art „Der goldene Kompass“ für Erwachsene. Leider ist Beukes in Deutschland nicht so bekannt, als dass ihre Romane vertont wurden. Schade.

2. „Geschichte deines Lebens“ von Ted Chiang, übersetzt von molosovsky

Gar kein eigener Roman, sondern eine von vielen großartigen Kurzgeschichten von Ted Chiang, einem Informatiker, dessen Ideen und Geschichten immer mehr Aufmerksamkeit bekommen. So wurde „Geschichte deines Lebens“ 2016 unter dem Titel „Arrival“ verfilmt. Ist ein guter Film über eine Linguistin, die mit Aliens kommunizieren soll, geworden, der aber leider nicht an die Genialität der Originalgeschichte rankommt. Ein Hörbuch wären rund drei Stunden hochintellektuelle und spannende Unterhaltung.

3. „Momo“ von Michael Ende

Die Geschichte des Mädchens, das den Menschen zuhören kann und die Zeitdiebe zur Strecke bringt, ist 45 Jahre alt und immer noch aktuell. Es gibt auch schon eine Hörbuchfassung von Gert Heidenreich, aber Momo ist ein Stoff, der von einer Frau erzählt werden sollte.

4. „Rogue One – Eine Star Wars Story“ von Alexander Freed, übersetzt von Andreas Kasprzak

Eigentlich ein Film aus dem „Star Wars“-Universum. Die literarische Umsetzung taucht aber tiefer in das Innenleben der Figuren ein, besonders in das von Jyn Erso, der weiblichen Hauptfigur der Geschichte. Im Englischen gibt es eine mit Filmsoundtrack und Effekten unterlegte Lesung. Das von einer Frau im Deutschen – darauf freue ich mich.

5. Die „Tiffany Weh“-Reihe von Terry Pratchett, übersetzt von Andreas Brandhorst

Tiffany ist eine Hexe auf der Scheibenwelt und führt uns durch die märchenhaften Geschichten dieser Welt. In fünf Büchern folgen wir dieser jungen Frau durch ihre Art von Erwachsenwerden. Auch diese Bücher gibt es als Hörbuch, aber von einer passenden Frauenstimme gesprochen könnten sie noch einmal ganz anders wirken.