Verliebte Vampire und überarbeitete Ermittler
Die Grenzen zu anderen Subgenre sind bei vielen Urban-Fantasy-Werken fließend. Ob Cyberpunk („Shadowrun“), Steampunk („Perdido Street Station“), Mystery („Fairwater“), Science Fiction („Maximum Ride“) oder Funtasy („Pepper Martin“): Da die Regeln der Urban Fantasy – halbwegs modernes Stadtsetting mit magischen Komponenten – nicht besonders eng gefasst sind, reichen ihre Arme weit in andere Subgenres hinein.
Ab Mitte der „Nullerjahre“ wurde die Urban Fantasy knapp ein Jahrzehnt lang aber vor allem mit einem in Verbindung gebracht: Vampiren. Oder sagen wir lieber – mit verliebten Vampiren. Über Jahre hinweg schien das Genre mit Büchern wie „Ein Vampir ist nicht genug“ von Jennifer Rardin oder „Der Duft des Blutes“ von Ulrike Schweikert fest in der Hand liebestoller Beißer zu sein, wobei es sich – bleiben wir fair – bei den Liebhabern auch um Werwölfe oder Engel handeln konnte, die offenbar alle lieber im Moloch jagen gingen, anstatt es sich auf einem Bauernhof gemütlich zu machen.
Vor allem im Young-Adult-Bereich wirkt diese Assoziation von mal mehr, mal weniger verliebten Vampiren und Urban Fantasy bis heute nach. Oft ein wenig belächelt, hat diese Kombination mit Reihen wie „House of Night“ von P. C. Cast oder den bereits genannten „Chroniken der Unterwelt“ aber auch einige moderne Klassiker hervorgebracht.
Ein weiteres typisches Merkmal, bei dem sich wiederum die Nähe zum Cyberpunk zeigt, ist die Verbindung zur Kriminalliteratur. Ob Peter Grant, Harry Dresden, Anita Blake oder Pepper Martin: Diese Urban-Fantasy-Helden eint das Schicksal, sich als Polizist, Detektiv oder Hobby-Ermittler mit Jazzvampiren, Feenköniginnen und Mafiosi-Geistern herumschlagen zu müssen.
Von London bis Kalkutta: Urban Fantasy around the world
Schon an den genannten Beispielen zeigt sich, dass der Großteil der Urban-Fantasy-Romane entweder in London oder in nordamerikanischen Städten spielt. Nicht sonderlich verwunderlich, wenn man bedenkt, wie beeinflusst das Genre von der englischsprachigen Literatur ist.
Doch auch andere irdische Metropolen wurden bereits Schauplatz übernatürlicher Kriminalfälle, Kriege oder Liebesromanzen. In „Wächter der Nacht“ von Sergej Lukianenko kämpfen Licht und Dunkel auf den Straßen Moskaus, Druide Atticus („Die Chronik des Eisernen Druiden“ von Kevin Hearne) verschlägt es u. a. nach Rom, Jeaniene Frost lässt ihre Figuren aus „Der sanfte Hauch der Finsternis“ in Paris auf Vampirjagd gehen, und Indra Das‘ Handlung aus „The Devourers“ ist in Kalkutta angesiedelt. Und Deutschland bleibt ebenfalls nicht verschont: In Hagen Haas‘ „Drei Tage bis Vollmond“ suchen magische Figuren Köln heim, „Die Dunkle Chronik der Vanderborgs“ von Bianka Minke-König entführt an Berliner Schauplätze, und in Tommy Krappweis‘ „Mara und der Feuerbringer“ wird den Sehenswürdigkeiten von München zeitweise ein Lindwurm hinzugefügt.