Und heute?
Der Völker-Boom brach irgendwann ein, und die Fantasy schrumpfte sich in den frühen 2010er-Jahren einigermaßen gesund. Viele deutsche Autoren aus der »zweiten Reihe« verschwanden oder wandten sich anderen Projekten zu, während die erfolgreichsten sich weiterhin an der Spitze der deutschsprachigen Phantastik behaupteten und ihre Leserschaft auch für neue Welten begeistern konnten.
Viele von den Obengenannten entwickelten sich weiter, lösten sich von den Fesseln »ihrer« Völker und brachen zu neuen Ufern auf. Markus Heitz war ohnehin nie auf seine Zwerge und Albae festgelegt, Christoph Hardebusch erkundete die Sturmwelten und wagte ebenso wie der vielseitige Michael Peinkofer unter anderem Ausflüge in den historischen Roman. Bernhard Hennen blieb den Elfen hingegen lange treu und lancierte die umfangreiche Reihe um die Drachenelfen, bevor er aktuell mit Die Chroniken von Azuhr ganz neu durchstartete. Auch die Orks vs. Zwerge-Autoren T. S. Orgel blieben am Ball und entwickelten mit den Blausteinkriegen eine neue, Völker-unabhängige Trilogie.
Andere, die nie Völker-Fantasy geschrieben, aber durch den Hype die Möglichkeit bekommen hatten, sich als Autoren ebenfalls zu beweisen, festigten ihre Plätze und sind heute feste Größen auf dem deutschen Phantastikmarkt. Beispielhaft seien an dieser Stellen Namen wie Bernd Perplies, Robert Corvus oder Richard Schwartz genannt.
Man kann den »deutschen Weg« der (Mainstream-)Fantasy sehen, wie man möchte, und es bleibt kritisch anzumerken, dass viele (vor allem jüngere) Leser noch immer sehr stark von den Romanen um die klassischen Fantasy-Völker geprägt sind. Dementsprechend fällt es auf einem in der Breite eher konservativen und noch nicht mit einer jahrzehntelangen Tradition verwurzelten Publikumsmarkt nicht ganz leicht, diese für die vielen weiteren Spielarten der High-Fantasy und der Phantastik allgemein zu begeistern, Aber wie wir derzeit an den facettenreichen Frühjahrsprogrammen der Verlage sehen, finden sich viele deutsche Autoren darunter, die den »nächsten Schritt« längst gewagt haben. Die Leserinnen und Leser müssen ihn nur mitgehen.