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Bye Bye, Bazinga: Die 10 besten Folgen von "The Big Bang Theory"

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© ProSieben Television / Warner Home Video

FILM

 

Christian Humberg, 25.05.2019

Bald müssen wir ohne "The Big Bang Theory" auskommen. Christian Humberg blickt zurück auf 12 Staffeln Nerdkultur anhand seiner liebsten 10 Folgen mit Sheldon, Penny & Co.

Wenn in diesen Tagen die Lichter im wohl berühmtesten Wohnzimmer der Geek-Geschichte ausgehen, findet eine Sitcom ihr wohlverdientes Ende, die ihresgleichen sucht. Was als fixe Idee von Produzentenlegende Chuck Lorre und seinem Team entstand, entwickelte sich über beeindruckende zwölf Staffeln hinweg zu einem weltweiten kulturellen Phänomen. Und auch wenn man Sheldon, Leonard, Penny, Howard, Raj, Bernadette und Amy mitunter vielleicht vorhalten kann, dass sie auch das ein oder andere Mal über statt „nur“ mit Nerds gelacht haben, bleibt doch die Erkenntnis, dass „The Big Bang Theory“ die geekige Kultur ein gutes Stück salonfähiger gemacht hat.

Grund genug für einen (subjektiven, klare Sache) Rückblick. Welche Episoden stechen aus den knapp dreihundert Halbstündern besonders hervor? Welche Geschichten eignen sich hervorragend, um Neulingen die unbestreitbaren Qualitäten dieser Serie schmackhaft zu machen? Hier folgt unsere Auswahl. Lasst uns in den Kommentaren gerne wissen, wie die eure aussieht!

 

1. Die Erdnuss-Reaktion (Staffel 1, Episode 16)

Penny hat Mitleid mit Sheldon, der keine Freude an seinem Geburtstag findet. Sie beschließt, ihm eine große Party zu schmeißen.

Okay, okay: Inhaltlich ist diese Folge maximal besserer Durchschnitt. Das stimmt. Doch sie gilt nicht zu unrecht als frühes und sehr gelungenes Beispiel für die freundschaftliche Dynamik der Figuren zueinander. Wenn TBBT die Geschichte einer Familie von Nerds ist, dann ist ein Frühwerk wie „Die Erdnuss-Reaktion“ definitiv ihr Fundament … und deswegen sehenswert.

2. Die Geschenk-Hypothese (Staffel 2, Episode 11)

Während Sheldon fast daran verzweifelt, das perfekte Weihnachtsgeschenk für seine Freunde zu finden, bandelt Penny mit einem attraktiven Physiker an – sehr zu Leonards Leidwesen.

Die Szene, in der Penny den völlig perplexen Sheldon mit einer Serviette überrascht, an der „Mr Spock“ Leonard Nimoys DNS klebt, ist ein moderner Klassiker geworden! Gibt es überhaupt noch Geeks, die sie nicht kennen und lieben? Mehr Nerdgefühl geht nicht.

3. Die Streichelmaschine (Staffel 2, Episode 15)

Leonard bekommt Besuch von seiner anstrengenden Mutter, die kurzerhand seinen kompletten Freundeskreis einer ungebetenen Psychoanalyse unterzieht.

Schon in dieser frühen Folge zeigt sich, welches Potenzial in den Nebenfiguren der Serie steckt. Die von Christine Baranski hier erstmals verkörperte Beverly Hofstadter ist nicht nur eine Naturgewalt, sondern stellt – ganz nebenbei – auf diese Weise auch die Weichen für etwaige Ablegerserien wie „Young Sheldon“.

4. Die Wahrheit über den Fahrstuhl (Staffel 3, Episode 22)

Leonard verrät Penny, wie und warum er ausgerechnet mit Sheldon eine WG gründete. Außerdem erfahren wir endlich, was mit dem ständig kaputten Fahrstuhl passiert ist.

Es gehört schon einiges dazu, erst am Ende der dritten Staffel die Hintergrundgeschichte zu liefern, auf die die Fans seit Beginn der Serie warten. Oder haben wir das gar nicht getan? „Die Wahrheit über den Fahrstuhl“ überrascht mit witzigen Informationen, von denen wir gar nicht wussten, wie sehr wir sie haben wollten. Toll!

5. 31 Liebhaber, aufgerundet (Staffel 4, Episode 1)

Penny wird zum Störfaktor bei Sheldons erstem richtigem Date, und Howard findet erstaunliche (und ein wenig verstörende) Verwendungsmöglichkeiten für einen künstlichen Arm …

Unser erster richtiger Blick auf Amy Farrah Fowler überrascht im Rückblick nicht gerade wenig, ist die von Mayim Bialik verkörperte Figur hier doch noch deutlich anders gezeichnet als bei ihren späteren Auftritten. Doch auch das liegt in der Natur solch lang laufender Serien: Nicht alles ist vom Fleck weg das, was es sein kann und sein muss. (Wir erinnern nur an den ersten, nie ausgestrahlten Pilotfilm der Serie. Und wir schaudern …) Es spricht für die Autoren um Chuck Lorre, dass sie das Potenzial von Amy dennoch erkannt und in den folgenden Staffeln perfekt genutzt haben.

 

6. Fruchtzwerg fliegt ins All (Staffel 5, Episode 24)

Ausgerechnet der feige Howard wird zum waschechten Astronauten. Und ganz nebenbei sogar zu einem tollen Ehemann.

TBBT spielt mit seinen Standards, wenn es in dieser Episode die bis dato gängige Erzählstruktur über Bord wirft und fröhlich zwischen Peterchens, ähm, Howards Mondfahrt und der Hochzeit hin- und herschneidet. Wir Zuschauer feiern beides begeistert mit. Ein verdienter Triumph für Mr Wolowitz, den das Publikum komplett nachempfindet. Ad astra, kleiner Fruchtzwerg!

7. Schnitzeljagd mit Nerds (Staffel 7, Episode 3)

Raj organisiert ein Spiel, das seine Freunde einmal quer durch Pasadena scheucht – und in einen gnadenlosen Kampf gegen die Zeit! Howard und Amy begraben ihre Differenzen über ihrer gemeinsamen Liebe zu Neil Diamond.

Zu den unbestrittenen Highlights langlaufender Serien zählen die Episoden, die ungewöhnliche Figurenkonstellationen präsentieren. Die „Schnitzeljagd“ macht Bernadette und Leonard sowie Howard und Amy zu Zwangsgefährten, und das Ergebnis ist ein echter Schenkelklopfer. Selten sieht man Schauspieler, die auch nach so vielen Jahren noch dermaßen mit ihren Figuren mitgehen!

8. Zurück nach 2003 (Staffel 9, Episode 4)

Als Stuart ein Unterhaltungsprogramm für seinen Comicshop sucht, gründen Howard und Raj kurzerhand eine Band. Sheldon wünscht sich derweil, nie Leonard und Penny begegnet zu sein.

Es sind nicht nur die „großen“ Paare wie Shamy oder Leonard und Penny (Leonie?), die diese Serie prägten. Auch die faszinierende Männerfreundschaft zwischen den liebenswerten Losern Howard und Raj sorgt immer wieder für gute Laune. Ihr Auftritt im Comicshop sowie der aufgeführte Song „Thor and Dr. Jones“ sorgen auch bei wiederholter Sichtung der Episode für Lachtränen.

9. Premierenfieber (Staffel 9, Episode 11)

Sheldon und Amy tun es! Endlich beschließt Sheldon, den Anstrengungen seiner Freundin nachzugeben und mal diesen Sex auszuprobieren, von dem alle immer reden. Nicht weniger große Erwartungen stellen seine Freunde zur gleichen Zeit an den neuen Star-Wars-Film, den sie unbedingt sehen wollen.

Ein Abend voller Überraschungen und ein Thema, das leicht ins Lächerliche hätte gezogen werden können. TBBT beweist einmal mehr, wie gern es seine Figuren hat, denn nur eine der zwei parallelen Storys dieser denkwürdigen Folge endet mit einer Enttäuschung für die Helden.

10. Die Hochzeitsüberraschung (Staffel 11, Episode 24)

Amy und Sheldon treten vor den Traualtar. Neben diversen Freunden und namhaften Weggefährten sticht besonders der Priester aus dem Reigen der Hochzeitsgesellschaft hervor, handelt es sich doch um niemand Geringeren als Mark Hamill!

Zugegeben: Die meisten Serien tun sich schwer, nach langer Laufzeit noch einmal zu alter Größe aufzusteigen. Und auch wenn man der „Hochzeitsüberraschung“ abnutzungsbedingte Abzüge in der B-Note attestieren muss, bleibt die Gewissheit, dass keine Hochzeit in dieser Serie mit so viel Verve und Enthusiasmus inszeniert, gespielt und gefeiert wurde wie diese. Die Episode hätte mühelos das Zeug zum Serienfinale gehabt. Ein großer Wurf.

Christian Humberg

Christian Humberg arbeitet seit Ende der Neunziger als freier Autor von Romanen, Sachbüchern und Theaterstücken für Kinder und Erwachsene sowie als Literaturübersetzer und Lektor. Zu seinen zahlreichen Veröffentlichungen gehören Werke der Phantastik ebenso wie interaktive Spielbücher und Jugendromanserien wie „Drachengasse 13“ (Schneiderbuch) und „Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler“ (Thienemann). Viele seiner Bücher liegen in mehreren Sprachen vor und wurden erfolgreich vertont. Anlässlich der Frankfurter Buchmesse wurde er im Oktober 2015 mit dem Deutschen Phantastikpreis ausgezeichnet. Der studierte Buchwissenschaftler und gelernte Journalist liest gern auf Messen, Conventions und an Schulen und unterrichtet den Autorennachwuchs in diversen Workshops. Er lebt vor einem PC-Monitor, der ihm die Sicht auf den Mainzer Dom versperrt.

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