BUCH
Claudia Rapp, 14.04.2022
Vom 18. bis 20.05.2023 wird in Berlin die MetropolCon stattfinden, ein multimediales Event rund um Science Fiction, Fantasy und Horror, den drei großen Genres der Phantastik. Das 5-Schienen-Programm verbindet Literatur, Multimedia, Kunst, Wissenschaft und Games. Claudia Rapp über den Ursprung der Idee und den Stand der Planungen.
Zuerst waren es für mich nur die großen Buchmessen und der Bucon in Dreieich, der alljährlich parallel zur FBM stattfindet. Dann Worldcon 2017 in Helsinki, Elstercon 2018 in Leipzig, Eastercon 2019 in London und Worldcon 2019 in Dublin: Ich hatte eine neue Leidenschaft gefunden und fragte mich, wieso eigentlich niemand etwas Ähnliches in Berlin auf die Beine stellt, wo doch sowieso ständig alle hinwollen.
Und weil ich diese Frage laut aussprach, kam postwendend abends in der Con-Bar die Antwort: “Mach doch!” Aus dem spontanen, nächtlichen Luftschloss einer Eurocon in Berlin wurde rasch eine fixe Idee, denn was diese Art von Veranstaltung so besonders und wunderbar macht, ist die Kombination aus ehrenamtlicher Organisation durch leidenschaftliche Fans und dem inklusiven Inspirationsraum, den sie im Idealfall mit einer Con erschaffen: Nerds und Phantast*innen jeder Couleur kommen zusammen und schwelgen für ein Wochenende in all den Geschichten, die sie lieben, lernen neue Bücher, wissenschaftliche Entdeckungen, aktuelle Diskussionen und einander kennen. Tauschen sich aus, dürfen ganz sie selbst sein.
Zumindest ist das die Essenz dessen, was ich selbst erlebt habe, und damit auch der Kern der Vision für die MetropolCon. Aber zunächst folgte die Erkenntnis: Eine Eurocon macht man nicht einfach so und schon gar nicht alleine. Die meisten Eurocons bauen auf etablierten, lokalen Conventions auf. Also machte es Sinn, zunächst eine neue Berliner Con ins Leben zu rufen, um die Mitglieder der ESFS (European Science Fiction Society) davon zu überzeugen, dann später den Zuschlag nach Deutschland zu geben. Eurocon in Berlin ist nun für 2026 anvisiert, und bis dahin …
Juwelenraub oder Casino-Betrug?
Die Suche nach Menschen, die sich ebenso für diese Idee begeistern können, glich dem Drehbuch eines dieser Ensemble-Filme, in denen der große Coup geplant wird. Vielfältige Expertise war gefragt.
Eine der ersten Personen im Team war Grit Richter (Verlegerin beim Art Skript Phantastik Verlag, Grafik Designerin). Ihre Mission: “Ich will, dass das Design der Con cool aussieht!” Kurz darauf hatte sie schon mit dem Designen des Logos begonnen und brachte sehr früh die Idee ein, das Programm in die 5 Schienen aufzuteilen. Es folgten Fandom-Kennende und Phantastik-Fans aus verschiedenen Ecken, die alle die Vision teilten, aber auch ihre eigenen Ideen und Träume mitbrachten. Darunter Constanze Hofmann (Vorstand L.O.K.I. e.V. und im Planungsteam der Worldcon 2024 in Glasgow), die sagt: “Ich wünsche mir mehr Vielseitigkeit, und möglichst einen weiten Blick über den Tellerrand, der sich nicht nur aufs englischsprachige Ausland bezieht. Europa ist bunt, und das sollte sich auch in dem spiegeln, was uns an Phantastischem zur Verfügung steht.”
Ivo Schwarz (internationaler und nationaler Con-Gänger) kam mit dem Wunsch: “Dass die Convention-Kultur weiter so umtriebig bleibt. Und, man wird ja noch träumen dürfen, dass es in Deutschland irgendwann mal wieder einen Worldcon gibt” dazu. Anja Stephan (Selfpublisherin & zuständig für den Newsletter) mit der Forderung: “neue und vor allem eigene Ideen zu erkunden. Die Deutsche Phantastik entwickelt sich nicht weiter, seit Jahren schreiben dieselben Leute dieselben Geschichten. Ich wünsche mir mehr Anerkennung der Literatur und mehr Interesse der Verlage daran, gute Phantastik zu verlegen, statt immer mehr einzustampfen.” Auch Patric Schirrmann (unser IT-Schrauber im Maschinenraum) äußerte den Wunsch: “mehr Mut bei den großen Verlagen zu sehen”. Christian Schütz (unser Social-Media-Experte) hofft ebenso auf “mehr Vielfalt, besonders in der deutschsprachigen Szene.” Ralf Bayer (der sich um Logistik und Technik kümmert) stellte seufzend fest: “Ich wünsche mir einige der aktuellen Geschichten ins Reich der Fiktion zurück”, und Sylvana Freyberg (Herausgeberin der Andromeda Nachrichten und auch sonst sehr umtriebig im SFCD) sehnt sich nach “positiven Zukunftsvisionen und Offenheit für andere Ideen aus nicht-englischsprachigen Ländern.”
Seit Ende 2019 arbeitet dieses Team unter dem Schirm des speziell für die MetropolCon gegründeten Vereins L.O.K.I. e.V. an der Umsetzung ihrer Pläne. Seither sind noch weitere Teammitglieder hinzugekommen, und die Orga ist immer offen für neue Gesichter. Denn für das, was auf der MetropolCon geschaffen werden soll, braucht es immer helfende Hände und kreative Köpfe. Auf der Webseite www.metropolcon.eu kann man sich nicht nur informieren und für den Newsletter anmelden, sondern auch Vorschläge für das Programm einreichen und seit dem 8. April 2022 Tickets kaufen. Für Mai ist geplant, dass man sich für Standplätze im Dealers’ Room bewerben kann, wo auf der Con dann Bücher, Merch und Kunsthandwerk angeboten werden.