Dämonentor/The Laundry Files
Hier fällt mir die Empfehlung recht schwer: Die Laundry Files sind, wie der englische Name schon andeutet, eine gelungene Mischung aus X-Akten und cthulhoider Dämonen-Action. Von Harry Dresden und Co. unterscheidet es sich insofern, dass es sich eher an Themen aus der Science Fiction bedient – und auch der britische Humor und die Protagonisten machen Laune. Aber: Nur der erste Band wurde auf Deutsch übersetzt, und das leider auch recht schlecht. Was bei Die Flüsse von London sehr gut gelingt, nämlich das Übertragen von Humor in eine andere Sprache, gelingt bei Dämonentor leider nicht. Ich empfehle die Laundry Files also leider eher auf Englisch als auf Deutsch! Immerhin gibt’s dann da auch sieben Bücher mehr, damit der Lesestapel so schnell nicht kleiner wird.
Ein Sub-Genre für Jugendliche?
Wer gerne und viel Urban Fantasy liest, dem bleiben früher oder später die beiden Optionen „auf Englisch lesen“ oder „Jugendbücher lesen“ übrig, denn vielen tollen Urban Fantasy-Titeln war im Deutschen kein Erfolg beschieden. Viele sind rasch nicht mehr zu haben – oder es erscheint nur der erste Band, und die Serie wird dann nicht fortgesetzt. Im Jugendbuch hingegen funktioniert Urban Fantasy offenbar etwas besser – Paradebeispiel ist das Percy Jackson-Universum, das mittlerweile sowohl auf griechischer als auch ägyptischer und nordischer Mythologie basierende Romanreihen umfasst. Oder Laini Taylors Zwischen den Welten-Reihe, die allerdings im Laufe der Trilogie unsere hiesige Welt und die phantastische Kulisse von Prag verlässt und in eine Fantasy-Welt überwechselt. Auch die Maximum Ride-Reihe ist eine rasante Abenteuerfahrt aus dem Sub-Sub-Genre der Young Adult Urban Fantasy. (Kurze Eigenwerbung ohne Titelnennung: Ich habe mich nach der Prämisse „Buffy würde doch auch in der Eifel funktionieren!“ auch mal aufs Young-Adult-Urban-(Rural?)-Fantasy-Gelände gewagt und hatte beim Schreiben mit der Kombination Jugendliche und „abstruser Scheiß“ gewaltigen Spaß.)
Urbs – aber nicht Orbis
Mit Urban Fantasy, die nicht in unserer Welt angesiedelt ist, rutsche ich nun natürlich ein bisschen vom Ursprungsthema ab. (Noch?) Nicht auf Deutsch erhältlich ist Three Parts Dead von Max Gladstone, das in einen lakonischen Krimiplot in einer fiktiven Stadt entführt. Und China Miévilles New Crobuzon aus Perdido Street Station ist eine abgedrehte Stadtkulisse, die ans „London Below“ von Neil Gaiman erinnert, die Handlung ein irrer Mafia-Kunst-Wissenschafts-Gesellschaftsthriller.
Die Flüsse von London war übrigens eher ein Ausrutscher ins Krimigenre für mich. Ich bin in einem Tatort-und-Derrick-Haushalt aufgewachsen und überwinde mich nur dann zu Krimis, wenn ich das Thema wirklich, wirklich interessant finde. Bei Die Flüsse von London war es das Cover, das mich angesprochen hat – ja, ich habe ein Buch doch anhand seines Covers beurteilt! Nach Band 1 war ich zwar angenehm überrascht, aber nicht total weggeblasen. Meiner Meinung nach lohnt es sich sehr, nach den Folgebänden zu greifen, denn Aaronovitch steigert sich von Band zu Band und entfaltet ein interessantes Urban-Fantasy-Paralleluniversum mit mordsmäßigem Anteil an lakonischem britischem Humor.
Ich jedenfalls warte jetzt wieder monatelang und weiß immer noch nicht, was mit Peters Kollegin Lesley los ist. Help!
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Das Gefühl ist sicher keiner Leseratte unvertraut: „Ich brauche mehr davon!“ Am liebsten würde man noch mehr Zeit mit den Protagonisten verbringen, noch ein paar Winkel ihrer Welt besuchen. Aber das geht nicht. Die letzten Seiten sind verschlungen, das leere Gefühl stellt sich ein: Was lese ich als nächstes? Natürlich gibt’s noch ein halbes Dutzend ungelesene Bücher im Regal oder im Stapel neben dem Bett, aber die sollen es gerade alle nicht sein …