10 Science-Fiction-Filme und ihre literarischen Vorlagen
Filmschaffende sind immer auf der Suche nach spannenden Geschichten. Gerade die Science Fiction bietet zig Erzählungen, die sich für eine Verfilmung eignen. Hier eine kleine Auswahl von Filmen, die auf Science-Fiction-Romanen basieren.
Heutzutage scheint es, dass Hollywood – zumindest im phantastischen Blockbuster-Bereich – mehrheitlich auf Comics als Vorlage zurückgreift, aber der Roman war schon immer eine gern gesehene Inspirationsquelle für Filmemacher. Gerade im Bereich Science Fiction gibt es eine ganze Reihe von Filmen, die auf populären Büchern basieren. Wir wollen uns zehn genauer ansehen – eine, wenn man so will, recht willkürliche Auswahl, weil diese so groß ist und bei weitem nicht nur die altbekannten Klassiker wie BLADE RUNNER zum Zug kommen sollen.
10. VATERLAND (1994)
Robert Harris‘ Roman „Vaterland“, der in einem alternativen Deutschland der 1960er angesiedelt ist, erzählt von den Ermittlungen eines Beamten, der in diesem Nazi-Reich auf ein monströses Geheimnis stößt. Der Roman war 1992 Robert Harris‘ Durchbruch und ist ein dicht erzähltes Spannungsstück, das sich für eine Verfilmung geradezu anbietet. Die großen Studios griffen aber nicht zu, stattdessen wurde VATERLAND 1994 mit Rutger Hauer in der Hauptrolle für den Sender HBO produziert. Das Budget ist darum kleiner als es sein sollte, der Film entsprechend auch, aber der Kern der Geschichte ist vorhanden und auch in dieser Fassung absolut phantastisch.
9. 2001: ODYSSEE IM WELTRAUM (1968)
Stanley Kubrick hielt sich bei seiner Adaption von Arthur C. Clarkes Roman recht eng an die Vorlage. Änderungen gab es aber schon. Nach dem Auffinden des Monolithen auf dem Mond, reisen die Astronauten mit der Discovery One nicht zum Saturn, sondern zum Jupiter. Eine minimale Änderung, die notwendig war, weil der Saturn mit seinem Ring damals tricktechnisch nur schwer umsetzbar gewesen wäre. Clarke übernahm die Änderung in den weiteren Teilen seiner „Space Odyssey“-Saga. Das Ende der Reise des Astronauten Poole, das eigentlich nur der Anfang als Sternenkind ist, ist in beiden Fällen recht esoterisch angehaucht. In Clarkes Roman wird der Grund dafür, dass der Computer HAL 9000 ausflippt und versucht, die Astronauten zu töten, jedoch stärker herausgearbeitet. Man kann bei Film und Roman sagen, dass beide Werke auf ihre Art atemberaubend sind.
8. THE BOYS FROM BRAZIL (1978)
Ira Levins Roman „Die Boys aus Brasilien“ erschien erstmals 1976. Er erzählt davon, wie Josef Mengele 94 Klone von Adolf Hitler gezüchtet hat, die normale Leben leben, bei denen aber versucht wird, die Lebensumstände des Führers genau zu kopieren. So müssen die Väter der Jungen an einem bestimmten Tag sterben. Ein Nazi-Jäger erfährt davon und versucht, die Pläne zu durchkreuzen, aber auch die Kinder zu schützen, da man sich nicht auf das Level der Nazis herabbegeben und Kinder töten darf. Der Film von Franklin Schaffner kam im Jahr 1978 und präsentierte Gregory Peck als Josef Mengele. Der Film adaptiert die Geschichte sehr genau. Beiden Medien ist gemein, dass die Geschichte aus heutiger Sicht etwas unzeitgemäß erscheinen mag, damals muss sie aber mehr Relevanz gehabt haben, lebte der echte Mengele doch noch. Zudem spielte Levin in seinem Roman auf echte Menschen an, so den Nazi-Jäger Simon Wiesenthal, nur dass er dessen Namen nicht nutzte und seinen Background gleich fiktionalisierte. Das Gedankenkonstrukt des Films und des Buchs sind faszinierend, weil es mit der Frage spielt, ob man böse geboren wird oder dazu gemacht wird.
7. DIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTE DES MR. C (1957)
Dieser Klassiker von Jack Arnold basiert auf dem gleichnamigen Roman von Richard Matheson. Er hat auch das Drehbuch geschrieben und erzählt von einem Mann, der nach Kontakt mit einer merkwürdigen Wolke immer weiter schrumpft – bis auf subatomaren Level. Einige Elemente des Romans entfernte Matheson. So gibt es im Roman die kleine Tochter Beth, die im Film nicht mehr vorkommt. Fehlen musste auch – es waren immerhin die 50er Jahre – Scotts Probleme mit seiner nicht länger auslebbaren Sexualität, die dazu führt, dass er eine Obsession für Beths Babysitter entwickelt. Jack Arnold war sich des Umstands auch bewusst, dass die sexuelle Komponente der Geschichte nicht ausgeführt werden konnte. Er erzählte Roland Johannes, dass die Szene, in der Carey seinen Ehering verliert, symbolisch für das Ende der körperlichen Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau ist.
Das Ende ist sehr metaphysisch und war es auch schon im Roman und im Drehbuch, Jack Arnold verkleidete es jedoch in eigene Worte und erklärte später dazu: „Ich wollte ein metaphysisches Ende, das auf meiner eigenen religiösen Meinung und meinen Ideen bezüglich Gott und des Universums basiert. Ich mag damit in der Minderheit sein, aber ich glaube, dass das, was wir in dieser Szene gemacht haben – und Grant Williams spielte – sehr effektiv war. Es war sehr visuell.“
6. DIE DÄMONISCHEN (1956)
1954 publizierte Jack Finney erstmals seinen Roman „Die Körperfresser kommen“. Zwei Jahre später verfilmte Don Siegel ihn – und das auf dem Höhepunkt einer Science-Fiction-Welle, in der außerirdische Invasoren immer auch eine Verklausulierung der Roten Gefahr waren. In Finneys Roman übernehmen Außerirdische die Körper der Menschen und entindividualisieren und konformieren sie, bis ein Mann sich dagegen wehrt. Das Faszinierende: In Siegels Film ist das Ende einigermaßen offen, aber man hat nicht den Eindruck, dass die Menschen gewinnen, in Finneys Roman führt ihr Widerstand zur Aufgabe der Pläne der Außerirdischen. Auch nach dem Film hat man Finneys Roman auf eine Aussage abgeklopft. Der Autor selbst meinte dazu nur: „Ich habe Deutungen zur ‚Aussage‘ der Geschichte gelesen, die mich insofern amüsieren, als es keine Aussage gibt. Die Geschichte war als reine Unterhaltung gedacht, und das war ihr einziges Anliegen.“
5. ANDROMEDA – TÖDLICHER STAUB AUS DEM ALL (1971)
Michael Crichtons Roman „Andromeda“ erschien erstmals im Jahr 1969 und wurde bereits zwei Jahre später verfilmt. Unmittelbar vor der Mondlandung griff Crichton damit ein aktuelles Thema auf, erzählt er doch von einem außerirdischen Virus, das für die Menschheit tödlich sein könnte. Einige Wissenschaftler müssen in fünf Tagen der Krise eine Lösung finden, oder alles ist verloren. Die Verfilmung von Robert Wise hält sich nahe an die Vorlage und gehört zu den Sternstunden der Science Fiction, da er extrem realistisch gestaltet ist. Das kann man für eine Neuverfilmung für das Fernsehen im Jahr 2008 nicht sagen, die hanebüchene Phantastik daraus machte.
4. KAMPF DER WELTEN (1953)
H.G. Wells‘ Roman erschien erstmals 1898 und wurde erst gut 50 Jahre später von Byron Haskin verfilmt. Wells erzählt davon, wie die Marsianer angreifen, das britische Empire unterwerfen und von dort aus gegen die Welt losziehen. Nichts, was die Menschen ihnen entgegensetzen können, hält sie auf. Die Bakterien der Erde sind jedoch die Rettung. Die Grundgeschichte behält der Film von 1953 bei, verlegt die Handlung aber in die damalige Gegenwart und in die USA. Steven Spielberg verfilmte den Stoff im Jahr 2005 auch, machte daraus aber ebenfalls eine gegenwärtige Geschichte mit ganz eigenen Figuren. Aktuell gibt es eine amerikanische Fernsehserie, die in der Gegenwart spielt, und eine britische Miniserie, die erstmals die Handlung wieder ins Jahr 1898 verlegt
3. FAHRENHEIT 451 (1966)
Ray Bradburys dystopischer Roman erschien erstmals im Jahr 1953 und erzählt von der Feuerwehr. Im totalitären Regime dieser Zukunft bekämpft sie jedoch nicht das Feuer, sondern das Wissen und verbrennt Bücher. Denn Bücher gelten als Hauptgrund für nicht systemkonformes Denken und Handeln, da sie selbstständiges Denken und antisoziales Handeln fördern. Stattdessen werden die Massen mit ewigem Fernsehkonsum stillgestellt. Der Feuerwehrmann Montag beginnt sich für Bücher zu interessieren, begibt sich damit aber auf einen gefährlichen Pfad. Er trifft schließlich sogar Dissidenten, die Bücher bewahren, indem ein jeder von ihnen eines auswendig gelernt hat.
Francois Truffaut hat das Buch 1966 verfilmt. Es gibt Unterschiede zum Roman, so fehlt etwa die Figur eines alten Professors, der für Montag zu einem Mentor wird, gänzlich. Auch das Ende ist anders. Im Buch wird die Stadt im Zuge eines Krieges dem Erdboden gleich gemacht, woraufhin die „Buchmenschen“ in die Stadt kommen, um den Überlebenden zu helfen. Im Film gibt es diesen Krieg nicht und Montag taucht bei den Buchmenschen unter, um selbst ein Buch auswendig zu lernen.
2. STARSHIP TROOPERS (1997)
Robert Heinleins Roman erschien im Jahr 1959 und wurde knapp 40 Jahre später von Paul Verhoeven kongenial umgesetzt. Die Geschichte um Johnny Rico und seine Freunde, die mit der mobilen Infanterie gegen die Bugs kämpfen, ist auch bei der filmischen Umsetzung nahe am Original. Inklusive des satirischen Blicks auf ein militärisch-faschistisches Regime, was in Verhoevens Film noch etwas expliziter herausgearbeitet wird.
1. PLANET DER AFFEN (1968)
Im Jahr 1963 publizierte Pierre Boulle seinen Roman „Planet der Affen“, der ihn selbst nicht wegen des Science-Fiction-Aspekts ansprach, sondern weil er damit einen Kommentar auf die gegenwärtige Gesellschaft abgeben konnte. Ihn interessierte, wie die Beziehung zwischen Menschen und Affen sein könnte. Inspiriert wurde er dazu durch einen Besuch im Zoo, bei dem er die Gorillas betrachtete.
Die Verfilmung kam erst 1968, zuvor waren zahlreiche Drehbuchversionen verworfen worden. Im Film ist nicht viel von Boulles Vorlage übrig, abgesehen von der Grundidee. In Boulles Roman gelangt sein Astronaut nämlich zu einer Gesellschaft der Affen, die nicht unähnlich jener der Menschen zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist. Im Film landet der Astronaut in einer Gesellschaft, die vorindustriell ist.
1972 erklärte Boulle dem Interviewer Jean Claude Morlot: „Ehrlich gesagt halte ich Planet Der Affen nicht für einen meiner besseren Romane. Es gibt Teile im Roman, mit denen ich nicht vollständig zufrieden bin. Ich hätte auch nie gedacht, dass sich aus dem Roman ein Film machen ließe. Mir erschien die Umsetzung sei zu schwierig und es würde am Ende lächerlich aussehen. Aber als ich den Film sah, erkannte ich, dass es nicht lächerlich war. Im Vergleich zum Buch haben sie viel verändert. Einiges davon mochte ich nicht. Die erste Hälfte des Films finde ich am besten, das Ende mit der Freiheitsstatue mag ich jedoch nicht so sehr. Das Publikum und die Kritiker scheinen es zu mögen, aber ich ziehe mein eigenes Ende vor. Diese Szene hatten die Filmemacher aber von Anfang an vor Augen.“