Diversität und Innovation: Steinerner Himmel | N. K. Jemisin
Deutsch von Susanne Gerold • Knaur, Paperback, 432 Seiten • 14,99 Euro
N. K. Jemisin erhielt für alle drei Teile ihrer Trilogie „Die große Stille“ einen Hugo Award – ein Novum in der Geschichte des Preises. Die Filmrechte ihrer Romanbestseller sind allesamt verkauft, 2020 wurde Jemisin außerdem MacArthur Fellow, was ihre Kreativität durch finanzielle Absicherung gewährleisten soll. Wieso die US-Amerikanerin eine Ausnahmeerscheinung der modernen Phantastik und die Galionsfigur der vielfältigen, innovativen Genre-Literatur des Heute ist, zeigt ihre alle Traditionen und Muster erschütternde Science-Fantasy-Serie über seismische Mutanten und Endzeit-Zyklen, die auf Deutsch dieses Jahr mit „Steinerner Himmel“ abgeschlossen wurde. Extrem anspruchsvoll, ganz anders, wahnsinnig lohnenswert.
Poetische Postapokalypse: Mein Name ist Monster | Katie Hale
Deutsch von Eva Kemper • S. Fischer, Hardcover, 384 Seiten • 22 Euro
Darf man im Jahr der Covid-19-Pandemie einen postapokalyptischen Roman hervorheben, in dem ein Großteil der Menschheit von einer Seuche ausgelöscht wurde? Man darf und muss sogar, wenn das betreffende Buch so gut ist wie „Mein Name ist Monster“, das Romandebüt der englischen Lyrikerin Katie Hale. Eine ihrer Protagonistinnen nannte sich bereits vor dem Untergang der Zivilisation selbst Monster und zieht nun durch das entvölkerte Großbritannien, Hunger und wilde Hunde als ständige Begleiter. Ein sehr intimer Roman von großer sprachlicher Klasse, in dem es um die Postapokalypse und das Überleben, jedoch auch um Zugehörigkeit und Muttergefühle geht. Auf Anhieb auf Augenhöhe mit Atwood, Heller, McCarthy und anderen Könnern.
Afrofuturistischer Biopunk: Rosewater | Tade Thompson
Deutsch von Jakob Schmidt • Golkonda, Hardcover, 440 Seiten • 20 Euro
2066: Ein machtvolles außerirdisches Wesen ist auf der Erde gelandet und verändert die ganze Welt. Unter anderem Lagos, wo Kranke einmal im Jahr wie durch ein Wunder geheilt werden, Tote sogar auferstehen, außerirdische Xenoformen anzutreffen sind und einige Menschen durch das Alien-Netzwerk in die Gedanken anderer eindringen können. Tade Thompson, in London geboren, in Nigeria aufgewachsen und heute wieder in England lebend, begeistert mit seinem Biopunk-Krimi über ein biologisch-virtuelles Network. Für seinen faszinierenden, erfrischenden und spannenden Roman erhielt er völlig zurecht den Arthur C. Clarke Award. Schön wäre es, würden wir auch die Bände 2 und 3 der Trilogie auf Deutsch sehen.