Klassisch Phantastisches aus den 80ern und 90ern
Lasst mich mit den großen Reihen beginnen, die vor zwanzig, dreißig Jahren starteten und jahrzehntelang Leser erfreuten. Genau, das waren die, die früher lieblos Fantasybilder von nackten Barbaren mit großen Schwertern ohne inhaltlichen Bezug aufs Cover geworfen bekamen. Beim zweiten Teil des ersten Bands von George R.R. Martins Lied von Eis und Feuer trug der Coverboy von Das Erbe von Winterfell etwas, das bedenklich nach seinem Winterfell aussah – und sonst nichts. Dass die Bücher heute in edleren Ausgaben erscheinen, ist natürlich auch dem Beliebtheitsgrad der TV-Serie zu verdanken.
Große Namen dieser Zeit sind Raymond Feist, Michael Moorcock und Robert Jordan. Feist startete seine Midkemia-Saga recht klassisch und schloss sie 2013 als großen Kosmos, bestehend aus mehreren Welten und Zeitlinien, ab.
Moorcocks große Reihen sind der Elric von Melniboné-Zyklus, der Ewige Held und die Runenstab-Saga. Elric verkörpert einen klassischen Helden, wie er auch im Fantasy-Rollenspiel häufig als Spielercharakter auftaucht und verdiente sich sogar einen Crossover-Comic mit Conan.
Ebenfalls Überschneidungen mit dem Rollenspielsektor, beispielsweise mit dem seit 1974 existierenden Dungeons&Dragons, gibt es in der Saga vom Dunkelelf von R.A. Salvatore und den Drachenlanze-Romanreihen von Margaret Weis und Tracy Hickman. Obwohl Weis/Hickmans Reihe Die vergessenen Reiche vom deutschen Titel her Assoziationen an Forgotten Realms aufkommen lassen, haben die Bücher, die im Original Death Gate Cycle heißen, nichts mit dem Rollenspiel zu tun. Tatsächlich spielt Death Gate Cycle, ähnlich Terry Brooks‘ Shannara, in einer Zukunft, in der unsere Zivilisation ausgelöscht und Magie wiedererstarkt ist.
Auch Tad Williams‘ großes Epos, zu dem er zurzeit mit Das Herz der verlorenen Dinge zurückkehrt, begann bereits 1988: Das Geheimnis der Großen Schwerter auf der fiktiven Welt Osten Ard. (Mir tut es ein bisschen weh, die deutsche Übersetzung zu nennen, denn Memory, Sorrow and Thorn klingt so viel geheimnisvoller!) Durch das Aussterben der alten Rasse der Sithi und die Fehde eines menschlichen Bruderpaars beginnt ein Krieg, der einen ganzen Kontinent und seine Kulturen verändert.
Wenn ich mir diese Liste so ansehe, fällt mir eines auf: Ziemlich männerlastig, oder?
Zum Glück gibt es noch Ursula K. LeGuin, deren philosophische Erdsee-Bände bereits in den Sechzigern und Siebzigern entstanden und zu Recht aus den klassischen Fantasy-Reihen herausstechen.
Marion Zimmer Bradley schrieb 1982 Die Nebel von Avalon und führte ihr großes Lebenswerk zur Artus-Sage mit keltischen, feministischen und esoterischen Aspekten in weiteren vier Bänden fort, von denen zwei erst nach ihrem Tod erschienen.
Anne Rice hat sich mit Interview mit einem Vampir in die Chronik der Vampire eingeschrieben und war eine frühe Pionierin des Themas „Sexy Vampir“, ohne dabei das Unmenschliche, Grausame auszulassen.
Noch wen vergessen? Aber natürlich: Terry Pratchett! Seine Errungenschaft ist es, den Humor in eine ausgefeilte, durchdachte und kurzweilige Fantasywelt hineinzubringen. MacBest, Wachen, Wachen UND ALLE BÜCHER MIT DEM TOD ALS PROTAGONISTEN möchte ich dabei besonders hervorheben.