Wer Bücher aus verschiedenen Jahrzehnten im Regal stehen hat, wird einige optische Veränderungen erkennen. Taschenbücher wurden zu einem großen Teil durch stabilere Klappenbroschure ersetzt, die oft ein größeres Format haben. Auf die Innenseite der Klappen lassen sich wunderbar Fantasylandkarten oder stimmungsvolle SF-Motive drucken. Durch digitale Techniken haben sich Coverdesigns verändert und wenn man so manch alte Coverillustration betrachtet, muss man sagen, dass Bücher heute oft – nicht immer – besser aussehen. Doch damit ist es nicht getan, Buchdeckel kommen immer öfter im Metallic-Look und/oder mit Spot- und UV-Lack daher, sodass der Buchtitel nicht nur optisch, sondern auch haptisch heraussticht. Insbesondere in der Jugendfantasy und Romantasy wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Die Bücher schimmern, glitzern, fühlen sich wie Samt an und leuchten im Dunkeln – und neuerdings werden sie mit dem Buchschnitt nach vorne ins Regal gestellt, weil dieser immer öfter selbst ein kleines Kunstwerk ist.
Diese Entwicklung hängt mit Social Media und dem E-Book zusammen, dem vor zehn Jahren noch nachgesagt wurde, Printbücher fast vollständig zu verdrängen. Doch der Marktanteil der elektronischen Bücher hat sich auf einem relativ geringen Wert eingependelt, die Leserschaft liebt nach wie vor Bücher, die man anfassen und ins Regal stellen kann – und für Instagram fotografieren. Wer optisch nicht heraussticht und sich dem aktuellen Ideal anpasst, hat es schwer auf Social Media. Das gilt inzwischen auch für Bücher. Und mit Blick auf die Games-Industrie, wo Collector’s Editions regelmäßig Fanherzen höherschlagen und ihre Geldbeutel ausbluten lassen, haben Verlage in den letzten Jahren neue, aufwändig gestaltete Sonderausgaben für sich entdeckt.
Pracht-, Schmuck- und Luxusausgaben
Seit dem gigantischen Kinoerfolg von Der Herr der Ringe vergeht gefühlt kein Jahr ohne Sonderausgabe des Fantasyklassikers. Fans können zwischen unterschiedlichsten Ausgaben mit Illustrationen von verschiedenen Künstler*innen wählen – oder einfach alle sammeln. 2021 erschien eine besonders edle Luxusausgabe des Herrn der Ringe, erstmals mit Illustrationen von J.R.R. Tolkien selbst. Passend dazu folgten die Luxusausgaben zu Das Silmarillion 2022 und Der Hobbit 2023 inklusive Leineneinband, Schuber, Farbschnitt, Kartenmaterial und den Illustrationen des Autors. Ob es sich bei diesen Luxusausgaben nun wirklich um die besten aller Sonderausgaben handelt, ist letztlich Geschmackssache und wir werden in Zukunft sicher noch einige ausgefallene Ausgaben von Büchern Tolkiens sehen.
Schön gestaltete Sonderausgaben, insbesondere von phantastischen Klassikern, gibt es schon lange und mit einem einfachen Hardcover statt einem Taschenbuch lassen sich die Fans kaum noch locken. Heute muss es oft eine „Pracht-“ oder „Luxus“-Ausgabe sein, am besten illustriert und natürlich limitiert. Die hohen Preise der Pracht- und Luxusausgaben lassen sich am ehesten mit edel gestalteten Gesamtausgaben rechtfertigen. So ist die illustrierte und neu übersetzte Gesamtausgabe von Ursula K. Le Guins Erdsee ganze 1118 Seiten stark. Elric wurde ebenfalls neu übersetzt und kommt mit stolzen 1178 Seiten, was sowohl vom Umfang als auch vom Preis her in etwa drei Büchern entspricht. Dazu gibt es zahlreiche Illustrationen, die für die meisten Fans wohl das Beste an solchen Prachtausgaben sind. Solche Gesamtpakete sind perfekt als Geschenke geeignet – oder auch um den eigenen Fanherz etwas zu gönnen.