Otherland, 24.01.2024
Regelmäßig gibt euch das Team der Berliner Fantasy- und Science-Fiction-Buchhandlung Otherland Tipps zu den interessantesten neuen Büchern aller Verlage.
Andreas Eschbach | Freiheitsgeld
Bastei Lübbe: €15
Jetzt im Taschenbuch!
Was in dieser Zukunft Freiheitsgeld heißt, ist nur ein anderer Name für das, was bei uns als „bedingungsloses Grundeinkommen“ diskutiert wird.
Mit großem Genuss habe ich mich von Eschbach durch diese mit dem Freiheitsgeld beglückte Gesellschaft führen lassen, zu schlecht wirtschaftenden Familien, wo trotzdem nichts hängen bleibt, zu den Reichen, die sich in so genannte Oasen zurückgezogen haben und zum Dienstleistungssektor, der seltsam zwischen den Stühlen hängt – bewirten darf der Kellner in der Luxuszone, zum Wohnen und Leben muss er in seine Ramschzone zurück.
Den Erfinder des Freiheitsgeldes lernen wir kennen und erfahren, dass er inzwischen an seiner Idee zu zweifeln begonnen hat. Natürlich geht es durchweg, manchmal direkt und manchmal zwischen den Zeilen, um das Für und Wider eines solchen Konzeptes, um seine Möglichkeiten und (versteckten) Risiken. Aber nie trocken, immer entlang einer spannenden Geschichte. Viel mehr lässt sich ohne Spoiler leider nicht verraten. Nur so viel, dass Eschbach mit diesem Thema seinen Finger auf den Puls der Zeit legt, politisch, gesellschaftlich, technisch. Wenn die Maschine dem Menschen die Arbeit tatsächlich weitgehend abnähme – wie geht der Mensch damit um, welche Konzepte lassen sich denken? Welche Vorzüge bieten diese? Welche Gefahren? Der Roman wirft genau die richtigen Fragen auf, lädt zum Weiterdenken ein. Am Ende wird ein klein bisschen zu dick aufgetragen für meinen Geschmack, aber im Dienste der Spannung ist das zu verschmerzen. Sehr lesenswert. [Caro]
Taylor, Dennis E. | Ich bin viele (Bobiverse#1)
Heyne: €16
Dass diese Reihe von Dennis Taylor lustig sein soll, habe ich jetzt so oft gehört und: ich kann es bestätigen!
Der aus einem Mindupload resultierende Bob und seine vielen Kopien wurden mit einer sehr gelungenen Erzählstimme versehen und ihr Vorbild, der menschliche Bob, war einfach ein totaler Nerd (so haben seine Kopien auch Namen wie Riker, Homer oder Garfield). Was ich nicht gedacht hätte, ist, dass ich in Zukunft auch den vielen Lesern, die gerne einen höheren Wissenschaftsanteil in Büchern schätzen, Ich bin Viele ans Herz werde legen können. Es geht die ganze Zeit darum, wie welcher Planet da draußen beschaffen ist und was für Auswirkungen das hat, wer wie schnell altert relativ zum andern, Raumflüge, -waffen und –schlachten, Mindupload und die psychologischen Folgen einer Selbstvervielfachung und nicht zu vergessen soziale und moralische Aspekte, die sich melden, sobald man zum Beispiel auf außerirdisches Leben stößt oder bei einem Hilfsprojekt gezwungen ist, zu bestimmen, wem man seine Hilfe zuerst und damit rechtzeitig zukommen lässt.
Exzellente, leicht zugängliche Lektüre! [Caro]