Aiki Mira, 30.01.2025
Wie können wir von einer Zukunft schreiben, die wirklich anders ist? Inklusiv, divers, feministisch und queer*feministisch. Auf eine Weise, in der sich die Form dem Inhalt anpasst und ihn respektiert. Aiki Mira gibt uns Denkanstöße.
Dieser Text erschien zuerst im Science Fiction Jahr 2024.
Wenn ich davon spreche, mich in der Queer*SF – also in einer queer*feministischen Science Fiction – zu verorten, dann heißt das für mich: ich will nicht nur Zukünfte schreiben, die nicht mehr ausschließen. Ich will diese Zukünfte auch anders schreiben.
Wie passen neue Erzähl- und Schreibweisen in die Science Fiction, die als Genreliteratur bestimmte Erwartungen weckt und als transgenerationaler Dialog doch gerade dadurch besticht, sich immer wieder auf Vorgänger*innen zu beziehen und dabei überlieferte Regeln, Codes und Traditionen zu bestätigen? Warum braucht gerade so eine Literatur neue, andere Schreibweisen?
Genre und neue Schreibweisen
Es stimmt, Science Fiction (SF) als Genreliteratur weckt in uns Erwartungen, die erfüllt werden wollen. Zugleich spielt SF mit unseren Erwartungen. Ihre Konventionen, Regeln und Codes sind daher nicht als Begrenzung zu verstehen. Im Gegenteil: der Bruch mit Konventionen und das Spiel mit den Codes bieten uns Möglichkeiten das Genre zu erneuern und voranzubringen. So gesehen, verkörpert die gesamte SF ein System von Regeln und Regelbrüchen, das im Flux ist und ständig bestätigt oder neu gemacht werden muss. Parallel zu großformatigen Heldengeschichten, die von Sexismus, Rassismus und kolonialer Haltung geprägt waren, entstanden dementsprechend von Anfang an und immer wieder: widerspenstige, innovative und kreative Abweichungen. Diese machen das Genre aktuell, relevant und wirklich.
Feministische SF als Genretradition und Regelbrecherin
Gerade feministische Science Fiction scheint dafür prädestiniert zu sein, Regeln und Konventionen zu durchbrechen. Ihre inhärent kritische Haltung gegenüber Unterdrückung und Marginalisierung verfügt über genau den richtigen Muskel, um Gegenentwürfe zu produzieren, die das gesamte Genre erneuern.
So eignete sich feministische SF bereits sehr früh das Weltraum-Abenteuer an und deutete es um zur existentielle Identitätsfrage und erzählte von Weltraum-Reisen, die auch nach Innen führen können. Auf solche Reisen schickte feministische SF keine vereinzelten, männlichen Helden, sondern eine Frau-Raumschiff-Fusion wie Breq in Anne Leckies Imperium-Radch-Trilogie von 2013 oder Helva aus Anne McCaffreys The Ship Who Sang von 1969. Mithilfe von Cyborg-Technologien können dabei Themen wie Gender und Embodiment ergründet werden.