Science Fiction

Die besten Space Opera-Hörbücher auf Spotify

Collage aus einigen Covern der im Text erwähnten Hörbücher.

Uwe Post, 01.08.2024

Vor einiger Zeit wurden an gleicher Stelle bereits Science-Fiction-Hörbücher auf Spotify vorgestellt. Inzwischen hat der Pool an verfügbaren digitalen Lesungen interessanten Zuwachs bekommen, sowohl was Übersetzungen, aber auch deutsche Originalfassungen angeht – Grund genug, einmal einen Blick auf ein besonders beliebtes Subgenre zu fokussieren: Die Space Opera.

Raumschiffe, Weltraumschlachten, exotische Planeten und Aliens – epische Geschichten für irdische Ohren, und das ohne Zusatzkosten, sofern man Spotify Premium abonniert hat. Der Gratis-Account erlaubt es nicht, die aus zig Einzeltracks bestehenden Hörerlebnisse am Stück und in der richtigen Reihenfolge genießen zu können. Jedes Hörbuch besteht letztlich aus einem Album, das man speichern und sogar herunterladen und offline hören kann. Übrigens: Da die Spotify-App sich nicht merken kann, welchen Track eines Albums man zuletzt gehört hat, sobald man etwas anderes auf dem Ohr hatte, muss man sich die Nummer des letzten Abschnitts merken. Oder man löscht den zuletzt gehörten Track, um an der richtigen Stelle weiterhören zu können.

Die nachfolgende Auswahl stellt übrigens keine Wertung da und ist naturgemäß mehr oder weniger subjektiv.

Aber genug der Vorrede – auf geht’s zu den Sternen!

Für die Links zu Spotify müsst ihr einfach auf die Titel klicken.

Das Imperium der Ströme Band 1-3 | John Scalzi

Kollaps/Verrat/Schicksal

John Scalzis Ströme-Trilogie ist einerseits knackige Military-SF, andererseits aber voller leisem Humor und Augenzwinkern. Wer Scalzi kennt und mag, findet eine Menge Ironie zwischen den Zeilen. Arrogante Adlige, Schmuggler mit Pech ... die Handlung findet statt vor dem Hintergrund des Zusammenbruchs der überlichtschnellen Raumverbindungen (nämlich der titelgebenden Ströme). Die Geschichte ist nicht nur spaßig, sondern auch mit toller Stimme erzählt, wenn auch gelegentlich etwas langatmig. Action und knisternde Spannung am laufenden Band sollte man hier nicht erwarten. Es gibt auch eine gekürzte Lesung, allerdings nur von Band 1. Wie sich später an anderem Beispiel zeigen wird, ist diese Trilogie mit insgesamt 30 Stunden Laufzeit sogar vergleichsweise kompakt geraten.

Gelesen von Johannes Steck, Übersetzung Bernhard Kempen

 

Space Opera | Catherynne M. Valente

Wie der Name schon sagt … halt, Moment. Tatsächlich muss man den Begriff »Opera« hier wörtlich nehmen, geht es doch um einen galaktischen Gesangswettbewerb. Aber keine Sorge: Exotische Planeten, Raumschiffe und Aliens kommen definitiv vor. Der Humor besteht in diesem Werk aber aus mehr als nur einem Augenzwinkern: Statt subtiler Ironie wie bei Scalzi gibt es eine volle Breitseite Sprachwitz, gewürzt mit respektloser Satire. Der Stil ist freilich etwas gewöhnungsbedürftig, denn die Autorin versucht, jeden, aber auch wirklich jeden Satz ironisch oder witzig klingen zu lassen und sie verliert sich bisweilen in mittellustigen Nebensächlichkeiten, die ihr scheinbar just in dem Moment beim Schreiben in den Sinn kamen. Dabei vergisst sie manchmal, die Handlung voranzutreiben. Wer sich darauf einlässt, wird aber bestens unterhalten.

Gelesen von Simon Jäger, Übersetzung Kirsten Borchardt

 

Wayfarer-Zyklus | Becky  Chambers

Der lange Weg zu einem kleinen, zornigen Planeten/Zwischen zwei Sternen/Unter uns die Nacht/Die Galaxie und das Licht darin

Wer bei Space Opera zuallererst an Star Wars oder Star Trek denkt, wird in dieser Romanserie einige deutlich Unterschiede feststellen. Sie ist nämlich ein paar Jahrzehnte moderner und in vielerlei Hinsicht einfühlsamer – und das wirkt wie eine Erfrischungskur fürs teils doch etwas angestaubte, von klassischen Erzählelementen geprägten Genre. Der Wayfarer-Zyklus gewann nicht umsonst im Jahr 2019 den Hugo-Award.

Chambers stellt ihre Figuren ins Zentrum, die alle über besondere Eigenschaften und Persönlichkeiten verfügen, nicht Raumschiffe oder Gut-Böse-Schemata. Liebevoll und farbig zeichnet sie sie, gibt ihnen und den Lesern viel Zeit, um einander kennenzulernen und miteinander und der Umgebung zu interagieren – das ist moderne Space Opera. Zwar ist es wirklich ein langer Weg, den das Raumschiff »Wayfarer« zurücklegt (allein die Einführung der Figuren benötigt mehrere Stunden Hörzeit), und von prickelnder Spannung kann selten die Rede sein. Aber die Interaktion der Figuren, die Geheimnisse, die durchdachte, lebendige Welt sind es wert, darin einzutauchen.

Vor allem aber ist die Wayfarer ein Beispiel für moderne, figurenbetonte Geschichten, in denen es nicht auf die Größe der Laserkanonen und Schlachtschiffformationen ankommt, sondern auf Humanismus und Selbstbestimmung. Mit weit über 50 Stunden teils zum intensiven Mitdenken und -fühlen auffordernden Hörzeit kann man hier nur von einem epischen, fürs Genre bedeutenden Werk sprechen.

Gelesen von Martha Kindermann, Übersetzung Karin Will

Ruf der Unendlichkeit | Andreas Brandhorst

Es gibt viele Space Operas von Andreas Brandhorst. »Ruf der Unendlichkeit« habe ich herausgepickt, weil es für den Deutschen Science Fiction Preis nominiert war und unabhängig von anderen Werken genossen werden kann. Wir befinden uns in der ganz, ganz fernen Zukunft. Aron, der letzte Mensch, steht in Kontakt mit mächtigen Wesen, verfügt über jede erdenkliche Technologie, fliegt überlichtschnell durch die Galaxis – und gerät direkt mal in die Falle einer übellaunigen Macht, die alles Leben bedroht. Die Story ist technologisch ziemlich abgehoben und anders als etwa bei Chambers dreht sie sich weniger um Befindlichkeiten von lebensnahen Figuren. Aber der Autor hat eben auch sprachlich was auf dem Kasten und die Geschichte ist großartig erzählt – Brandhorst ist nicht umsonst einer der erfolgreichsten deutschen SF-Autoren.

Gelesen von Richard Barenberg

 

Die Haarteppichknüpfer | Andreas Eschbach

Vermutlich kennt jeder der geneigten Leser dieses Werk von 1995 bereits, das ich stellvertretend für die vielen großartigen Romane des deutschen Bestsellerautors Andreas Eschbach ausgewählt habe. Wenn nicht: Wie bitte? Sofort anhören! Dieser Roman, der sich nicht nur um Teppiche dreht, sondern auch wie einer erzählt ist und zig zunächst scheinbar lose Handlungsebenen am Ende auf geniale Weise verknüpft, ist nicht umsonst mehrfach ausgezeichnet und zigfach übersetzt worden; er war Eschbachs erster Megaerfolg. Und warum die Bewohner eines fernen Planeten Teppiche aus den Haaren ihrer Töchter knüpfen, enthüllt der Roman erst ganz zum Schluss …

Gelesen von Matthias Lühn

 

Das dunkle Universum | Peter F. Hamilton

Träumende Leere/Schwarze Welt/Im Sog der Zeit/Evolution der Leere

Wer Romanzyklen wie »Wayfarer« mit 50 Stunden Hörzeit lang findet, kennt Peter F. Hamilton noch nicht. Er ist beliebt und gefürchtet dafür, dass er sich keinesfalls kurzfassen kann und möchte. »Das dunkle Universum« ist ein Mammutwerk mit insgesamt fast 100 Stunden Hörzeit, dessen Bände 3 und 4 gesplittet werden mussten und jede Hälfte für sich ist immer noch deutlich länger als viele andere Romane in dieser Liste. Ein riesiges Schwarzes Loch bedroht das Sternenreich, sein exotisches Inneres wird erforscht, von leichtgläubigen Pilgern besucht, und drumherum gibt es politische Intrigen, Abenteuer und Raumschlachten ohne Ende. Wer sich die nötige Zeit nimmt, die ausufernden Nebenhandlungsstränge zu genießen, wird dieses epische Hörerlebnis nicht mehr vergessen.

Gelesen von  Oliver Siebeck, Übersetzung Michael Neuhaus

Alles außer irdisch | Horst Evers

Nach einem epischen, eher ernsthaften Werk braucht es sicher etwas Entspannung. Dafür eignet sich bestens »Alles außer irdisch«. Der Autor erzählt eine haarsträubend schräge Geschichte über einen faulen Berliner Kerl, der die Menschheit vor einem interstellaren Gericht vertritt – die ganze Story ist bunt, witzig, ironisch, voller Überraschungen. Die Hauptfigur ist allerdings leider manchmal schwer von Begriff und muss dauernd nachfragen, wenn die Aliens ihm was erklären. Auch merkt man dem Autor an, dass er etwas besser schreiben als vorlesen kann (er liest das Buch nämlich selbst). Trotzdem ist es ein Vergnügen, sich diese ideenreiche, ironische und herrlich satirische Geschichte einer rasanten Weltraumreise aus erster Hand erzählen zu lassen – und fast zu früh wieder zu Ende.

Gelesen von Horst Evers

 

Ek’Thal-Zyklus | Cliff Allister

Der Leviathan/Bewahrer der Zeit

Gigantomanie ist für diesen Autor kein Fremdwort, sondern Leitlinie. Figuren, Völker, waffenstarrende Raumschiffe: Alles wird erstmal ausführlich eingeführt und dann meistens vom Leviathan, einem riesigen Raumschiff, das entgegen der bekannten Regeln der Physik einfach so aus dem Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße geflogen kommt, gnadenlos abgeschossen. Genauso erbarmungslos ballert uns der Autor mit Angriffsvektoren, ultimativen Waffen und »dies ist keine Übung!« voll, ergeht sich genüsslich in ausführlichen Hintergrunderläuterungen, während gerade die größte Schlacht der Geschichte der Galaxis bevorsteht und technobabbelt hemmungslos über Gravitonen, Strings und Jahrmilliarden. Der Sprecher erweckt genauso gnadenlos und damit gewissermaßen kongenial die zumeist arroganten, naiven oder rachsüchtigen (leider fast durchweg männlichen) Figuren zum Leben, dass es eine Freude ist. Jedenfalls für Hörer, die einfach nicht genug von Flottenkapitänen und krachenden Lasergeschützen im XXXL-Format bekommen können: Differenzierte Figuren, komplexe Zusammenhänge oder feinsinniges Drama darf man hier halt nicht erwarten. Zwar ist die ganze Angelegenheit relativ kompakt, aber wer nach den 13 Stunden dieser beiden Bände noch nicht genug hat, findet zig weitere Romane des Autors auf Spotify.

Gelesen von Thomas Balou Martin

 

Perry Rhodan Neo Nr. 1 (usw) | Frank Borsch  

Natürlich darf die größte Weltraumserie in dieser Aufzählung nicht fehlen: Perry Rhodan. Es gibt unüberschaubar viele Einzelbände bei Spotify, aber wer die Reihe nicht kennt, sollte besser nicht wahllos irgendwo in der Mitte anfangen. Als Empfehlung führe ich daher den ersten Band von Perry Rhodan Neo hier auf, dem Reboot, der vor einigen Jahren gestartet wurde. Inhaltlich kommt die Story etwas moderner daher, aber natürlich ebenso spannend, vielfältig und ideenreich wie die alte Serie – man hat halt etwas weniger Bände vor der Brust, wenn man am Ball bleiben möchte. Die Neo-Serie ist »erst« bei 340 Bänden angekommen, die Hauptserie bei 3284. Zudem gibt es zig lohnenswerte Miniserien.

Gelesen von Hanno Dinger

 

A.R.T – Coup zwischen den Sternen | Kris Brynn

Last but not least zu etwas ganz anderem. Ja, auch in diesem Roman gibt es Raumschiffe und eine gehörige Portion Spannung. Aber es geht nicht um Sternenreiche, sondern um Kunstwerke. Auf Luxusraumschiffen geben Superreiche Milliarden für diese Werke aus. Die Protagonistin muss ein ganz besonderes Werk beschützen … eine Space Opera der ganz anderen Art, mit tollen Figuren, nominiert für den Deutschen Science Fiction Preis und den Kurd-Laßwitz-Preis.

Gelesen von Heike Warmuth

Uwe Post

Uwe Post, Jahrgang 1968, ist Software- und Spieleentwickler, IT-Berater sowie Autor von IT-Fachbüchern und SF-Kurzgeschichten und -Romanen. »Walpar Tonnraffir und der Zeigefinger Gottes« wurde 2011 mit dem Deutschen Science Fiction Preis und dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet, zuletzt erschien »Errungenschaft freigeschaltet« in der Edition Übermorgen. Außerdem ist Uwe Post Mitherausgeber des Future Fiction Magazine (Deutsche Ausgabe). Er lebt mit seinen Kindern am südlichen Rand des Ruhrgebiets.

Homepage: https://uwepost.de

Instagram: @upostbot

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